Beautiful Boxer

Thailand 2003
Regie: Ekachai Uekrongtham
Kamera: Choochart Nantitanyatada
Schnitt: Dusanee Puinongpho
Musik: Amornbhong Mathakunbudh
Darsteller: Asanee Suwan, Sorapong Chatree, Orn-anong Panyawong, Nukkid Boonthong, Stiporn Niyom, Somsak Tuangmkuda
Länge: 118 min
Verleih: MFA+
Starttermin: 25.08.2005

Mit „Beautiful Boxer“ verfilmte Ekachai Uekrongtham die wahre Geschichte des transsexuellen Thai-Boxers  Prinya Charoenphol, genannt Nong Toom. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende sensible Nong Toom wird eines Tages durch Zufall als begabter Kickboxer entdeckt.  Nong Toom ergreift seine Chance und kämpft sich beharrlich an die Spitze der thailändischen Box-Liga, bis er sich endlich seinen großen Traum erfüllen kann: die Geschlechtsumwandlung zur Frau.

„Beautiful Boxer“ erzählt die erstaunliche Geschichte des Thai-Boxers und Transsexuellen Nong Toom. Schon als Kind weiß Toom, dass er im falschen Körper geboren wurde und eigentlich ein Mädchen sein möchte. Er interessiert sich für Schminke und Kleider, ist außerordentlich sanftmütig und lässt sich von den anderen Kindern terrorisieren – bis er eines Tages auf einer Kirmes durch Zufall an einem Thai-Kickboxkampf teilnimmt und offensichtlich Talent zeigt. Boxtrainer Pi Chart nimmt Nong Toom unter Vertrag und so schlägt der sensible Junge eine Laufbahn als Profiboxer ein. Ein hartes Training unter rauen Jungs beginnt für Nong Toom, dann folgen erste Erfolge, die Ruhm bringen und Geld für die Familie daheim, schließlich der Aufstieg in die Spitzenliga der Thai-Boxer.

Verwoben in die Sportler-Story um Kampf, Verrat, Erfolg und Niederlage ist die Geschichte von Nong Tooms Coming-Out als Transsexueller vom ersten Lippenstift (den er heimlich auf dem Klo ausprobiert) bis hin zur Geschlechtsumwandlung. Mit zunehmendem Erfolg steht Nong Toom auch zunehmend selbstbewusst zu seiner sexuellen Orientierung. Er beginnt, sich in der Öffentlichkeit zu schminken und sich mädchenhafter zu kleiden, wird dabei immer offensiver und eröffnet seine Wettkämpfe schließlich mit einer grazilen Tanzroutine. Die Selbstinszenierung löst heftige Abwehrreaktionen aber auch Bewunderung aus, und macht Nong Toom in kurzer Zeit zum Liebling der Medien.

Regisseur Ekachai Uekrongtham verlässt sich weitgehend auf die Faszination der wahren Geschichte von Prinya Charoenphol, genannt Nong Toom, der zu den besten Kickboxern Thailands zählte, bevor er sich 1999 einer Geschlechtsumwandlung unterzog und damit die Männerwelt des Boxringes verlassen musste. Uekrongtham deutet innere Konflikte und persönliche Verwicklungen zwar an, hält aber überwiegend respektvoll Distanz zu seinen Figuren. Für westliche Betrachter sieht sich „Beautiful Boxer“ wie ein freundlicher Bilderbogen, eine Aneinanderreihung von sorgfältig ausgewählten Szenen aus dem Werdegang Nong Tooms vom schüchternen Kind zum umjubelten Medienstar.

Neben der schauspielerischen Leistung von Sorapong Chatree, der Boxtrainer Pi Chart spielt und in seiner Heimat als Robert de Niro Thailands gefeiert wird, lebt “Beautiful Boxer“ dabei vor allem von seinen Schauwerten. Der Film schwelgt in Bildern des hübschen Nong Toom. Verliebt verfolgt die Kamera die verführerische Schnelligkeit und Eleganz der Kickbox-Bewegungen (mit Asanee Suwan besetzte Uekrontham einen Profiboxer in der Rolle des Nong Toom), ebenso wie die magische Verwandlung des muskulösen Boxers in eine bemerkenswert zierliche, schöne und aufrechte Frau. Dazu kommen die ungewohnt knalligen Grün-, Rosa- und Orangetöne Thailands, die auch immer wieder in charmanten, wie nachkoloriert wirkenden, Standbildern zentraler Momente auftauchen.

Leider wird der ursprünglich auf 35 mm produzierte Film in Deutschland lediglich digital und auf DVD in die Kinos kommen. Die DVD-Fassung (zumindest die in der störungsträchtigen Berliner Pressevorführung gezeigte) wird der optischen Opulenz des Films dabei nicht gerecht, lässt nur traurig erahnen, wie der Film einmal ausgesehen haben könnte. Man kann nur hoffen, dass die digitale Fassung hier näher am Ursprungsmaterial liegt.

Hendrike Bake