Beckenrand Sheriff

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Der Bademeister als höchstes Gut deutscher Gründlichkeit und Penibilität bietet sich geradezu an für eine spritzige Komödie. Der Trailer verspricht eine solche auch, aber wie so oft bei Komödien: Die besten Gags sind dort bereits enthalten und darüber hinaus gibt es nicht viel. Man erlebt also mit, wie der Beckenrand Sheriff für das Überleben des Freibads kämpft, sich mit einem Flüchtling anfreundet und über die eigene Kleingeistigkeit hinauswächst. Milan Peschel ist gut, der Film selbst plätschert leider zu sehr.

Website: www.leoninedistribution.com/kino.html

Deutschland 2021
Regie: Marcus H. Rosenmüller
Buch: Marcus Pfeiffer
Darsteller: Milan Peschel, Dimitri Abold, Sebastian Bezzel, Rick Kavanian
Länge: 113 Minuten
Verleih: Leonine
Kinostart: 9.9.2021

FILMKRITIK:

Karl (Milan Peschel) ist Schwimmmeister. Es soll ihn nur ja keiner Bademeister nennen. Den Job hat schon sein Vater gemacht, und auch Karl geht darin auf, wenn alles seine Ordnung hat. Wenn um 9 Uhr morgens geöffnet wird, dann auch wirklich erst um 9 Uhr morgens – und keine Minute früher! Leider ist das Freibad in keinem besonders guten Zustand, weswegen es geschlossen werden soll. Aber so leicht gibt sich Karl nicht geschlagen. Er kämpft für sein Freibad und erhält dabei auch Hilfe vom Flüchtling Sali (Dimitri Abold), der zwar nicht schwimmen kann, aber dennoch findig ist.

Das typische bayerische Flair, das Marcus H. Rosenmüllers normalerweise auszeichnet, fehlt hier weitestgehend. Ein paar Gags zielen darauf ab, mehrheitlich könnte „Beckenrand Sheriff“ aber wirklich überall spielen.

Sieht man den Trailer, erwartet man eine durchaus in Slapstick verfallende Komödie, die aber zumindest reichlich Gags zu bieten hat. Die Wahrheit sieht anders aus. „Beckenrand Sheriff“ ist immer sehr bemüht. Jedes Mal, wenn die Geschichte sich von Karl löst, wird das Ganze zum klischierten Drama, das streng nach dem Baukastenprinzip gestaltet ist. Die Flüchtlingsthematik wirkt aufgepfropft und entwickelt keine Natürlichkeit. Das ist umso frevelhafter, weil Dimitri Abold gut spielt. Man hätte ihm einen besseren Film gewünscht.

Zum Leben erwacht der Film eigentlich immer nur dann, wenn der Schwimmmeister mal wieder den Platzwart heraushängen lässt und darüber in Schwierigkeiten gerät. Das sind die Momente mit Pfiff. Hier kann man erahnen, was für ein Film aus diesem Stoff hätte werden können, wenn die narrative Gewichtung anders gelegt und – das muss man leider auch so sagen – der Autor ein paar lustige Ideen gehabt hätte. Die gibt es zwar schon, aber sie sind vereinzelt und zu rar gesät, insbesondere auch bei einer Laufzeit von fast zwei Stunden. Ein Film wie dieser dürfte normalerweise kaum über die 90-Minuten-Marke hinausgehen. Alles andere ist Ballast.

Den findet man hier auch zur Genüge. „Franz Eberhofer“-Darsteller Sebastian Bezzel ist weitestgehend verschwendet, Gisela Schneeberger geht es als Bürgermeisterin kaum besser. Gut kommt Milan Peschel weg, weil er mit seinem verkniffenen Gesicht den oberkorrekten Bademeister mit sichtbarer Spielfreude zum Besten gibt. Das macht er so gut, dass man nicht nur des Zitats aus „Hasch mich, ich bin der Mörder“ wegen auf den Gedanken kommt, er wäre ein würdiger Ersatz für Louis de Funès, sollte man jemals einen von dessen Komödien-Klassikern neu verfilmen.

Peter Osteried