Don’t Worry Darling

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Nach ihrem erfolgreichen Film „Booksmart“ war man durchaus gespannt, was Olivia Wilde mit ihrer zweiten Regiearbeit machen würde. Das Thema ist ein gänzlich anderes, im Zeichen des Feminismus steht „Don’t Worry Darling“ aber schon, auch wenn hier die Botschaften mit dem Holzhammer beigebracht werden. Es geht um eine junge Frau, die in den 1950er Jahren in einer abgeschiedenen Enklave lebt, aber zu zweifeln beginnt, was ihr Mann hier tut – und was hier überhaupt vor sich geht.

Webseite: https://www.warnerbros.ch/filme/dont-worry-darling

USA 2022
Regie: Olivia Wilde
Buch: Katie Silberman, Carey Van Dyke, Shane Van Dyke
Darsteller: Harry Styles, Florence Pugh, Olivia Wilde, Chris Pine

Länge: 122 Minuten
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 22. September 2022

FILMKRITIK:

Alice (Florence Pugh) ist glücklich verheiratet. Wie alle Frauen in Victory Town verabschiedet sie morgens ihren zur Arbeit fahrenden Mann Jack (Harry Styles), putzt dann das Haus und kocht das Abendessen. Es ist die ewig gleiche Routine, aber die anderen Frauen und sie scheinen darin aufzugehen. Weil sie ihren Teil beitragen. Sie unterstützen ihre Männer, die an einem die Welt verändernden Projekt arbeiten. Freilich ohne zu wissen, was das eigentlich ist. Nur eine der Frauen steht etwas außen vor. Margaret (KiKi Palmer) hat ihren Sohn verloren, sie ist eine Außenseiterin geworden – und dann beobachtet Alice, wie Margaret sich umbringt. Sofort wird Alice von Männern in roten Overalls weggezerrt. Es ist nie passiert, Margaret ist nur gestürzt, wird ihr gesagt. Aber in Alice keimt der Zweifel.

In erster Linie war der Film nun in aller Munde, weil sich drumherum einiges an Drama entsponnen hat. Olivia Wilde erklärte, sie hätte Shia LaBeouf, der die männliche Hauptrolle spielen sollte, gefeuert, weil er am Set unmöglich war, er konterte damit, dass er selbst sich vom Projekt zurückgezogen hätte. Pugh störte sich während der Dreharbeiten daran, dass Wilde und Styles, die eine Beziehung begonnen hatten, sich immer wieder für Schäferstündchen zurückzogen und die Produktion warten ließen. Darum erwähnt sie den Film auch auf ihren Social-Media-Kanälen nicht – und Promotion will sie dafür auch nicht machen. Es mutet an, dass hinter den Kulissen der wahre Stoff großen Dramas steckt. Dem kann der Film kaum gerecht werden.

Sieht man ihn losgelöst von diesem Drama, so präsentiert er sich als technisch sehr schön gemachter, vor allem mit dem Mysterium dieser Stadt spielender Film, der in Sachen Botschaft aber schon etwas arg platt daherkommt. Der Hauch von „Stepford Wives“ ist unübersehbar, ebenso die Tatsache, dass man hier ein gesellschaftliches Frauenbild zeichnet, das manchen US-Politikern genehm sein würde – das der treusorgenden Hausfrau und Mutter, über die der Mann in jeder Beziehung zu bestimmen hat.

Der Film läuft schnurstracks auf einen Twist zu. Erahnen kann man ihn, aber das stört nicht, zumal er besser ist, als die meisten Twist-Enden eines M. Night Shyamalan. „Don’t Worry Darling“ ist nie langweilig. Er sieht auch phantastisch aus und präsentiert eine fast schon knallbunte Welt inmitten der Wüste. Das Mysterium zieht in den Bann, und doch hat der Film seine Probleme. Die schwarzweißen Visionen, die immer wieder zu sehen sind, tragen zur Geschichte nichts bei, und zwischen Florence Pugh und Harry Styles gibt es kein bisschen Chemie. Das liebende Ehepaar nimmt man den beiden einfach nicht ab. Während Pugh wie immer auf hohem Niveau spielt, scheitert Styles an den Forderungen der Rolle – man merkt ihm in jeder Sekunde an, dass er eben ein Sänger und kein Schauspieler ist.

Das alles macht „Don’t Worry Darling“ zur durchwachsenen Angelegenheit. Ein Film, der der eigenen Ambition nicht gerecht wird, aber durchaus seine Reize hat.

 

Peter Osteried