Downton Abbey – Eine neue Ära

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Die Geschichte der britischen Adelsfamilie Crawley findet eine Fortsetzung auf der Leinwand. Der Königs-Besuch aus Teil Eins liegt bereits eine Weile zurück, doch langweilig wird es auf Downton Abbey nicht, denn: ein Film-Dreh sorgt für allerlei Chaos unter den Bewohnern. „Eine neue Ära“ verzichtet weitestgehend auf schwere Themen, Intrigen und Schicksalsschläge. Stattdessen dominieren eine ungezwungene Wohlfühlatmosphäre, unbeschwerte Leichtigkeit und mehr denn je die Schlagfertigkeit und heiteren Sprüche der Figuren – ergänzt um üppige Dekors und luxuriöse Sets.

Website: www.upig.de/micro/downton-abbey-ii-eine-neue-aera

Großbritannien, USA 2022

Regie: Simon Curtis
Drehbuch: Julian Fellowes
Darsteller: Hugh Bonneville, Jim Carter, Maggie Smith,
Imelda Staunton, Dominic West

Länge: 90 Minuten
Kinostart: 28.04.2022
Verleih: Universal

FILMKRITIK:

Einige Zeit nach dem Besuch von King George und Queen Mary auf Lord Granthams (Hugh Bonneville) Anwesen sind die Crawleys und ihre Bediensteten erneut in Aufruhr: Um die Familienkassen aufzubessern, genehmigt Lady Mary (Michelle Dockery) auf dem Anwesen einen Filmdreh. Kurz darauf sorgt Stummfilm-Star Myrna Dalgleish (Laura Haddock) mit ihrem Team für mächtig Trubel auf dem Landsitz. Bei all dem Wirbel kommt für die Crawleys wenig später eine Reise an die französische Côte d’Azur grade recht. Dort muss das Geheimnis der neu geerbten Villa der Dowager Countess Lady Violet (Maggie Smith) aufgedeckt werden. Ein Verehrer aus alten Zeiten hat ihr die Villa hinterlassen. An der Mittelmeerküste nimmt die Familie das Erbe in Augenschein.

Nachdem der erste Film (2019) über die durch die TV-Serie bekannt gewordene Aristokratenfamilie an den Kassen zu einem großen Erfolg wurde, war die Entscheidung für eine Fortsetzung schnell gefallen. Fast 200 Millionen Dollar konnte die Produktion bei einem geringen Budget von lediglich 20 Millionen Dollar einspielen. Die Chance, dass der zweite Film ein ebensolcher Erfolg und die Fans zufriedenstellen wird, ist groß, denn: Wieder ist es Julian Fellows, der sich die Handlungsstränge ausdachte und das Drehbuch schrieb. Und erneut findet sich fast ausnahmslos der aus der Serie und dem Vorgängerwerk bekannte Cast vor der Kamera ein.

Wie schon in „Downton Abbey“ gibt es auch in „Eine neue Ära“ zwei Haupthandlungen, um die die Macher eine Reihe kleinerer und größerer inhaltlicher Nebenschauplätze und Seitenstränge entwickeln. Diese sind nicht immer gleich interessant, aber sie vergegenwärtigen das Bemühen von Fellows und Regisseur Simon Curtis („My week with Marylin“), den wichtigsten Charakteren Raum für charakterliche Entwicklungen zuzugestehen.

Zum exquisiten Stil und der visuellen Opulenz (die Ausstattung und Kostüme sind ein optischer Hochgenuss) der Reihe passt die Thematik der Filmarbeiten im Landhaus der Crawleys ganz wunderbar. Denn der Hollywood-Glamour und die Starallüren der Stummfilm-Schauspielerin und ihrer Entourage stehen stellvertretend für den Prunk und Glanz eines Lebens im Scheinwerferlicht und innerhalb der besseren, gehobenen Gesellschaft. Insofern sind sich Hollywood und Hochadel gar nicht so unähnlich.
Hinzu kommt ein gelungener, melancholischer Nostalgie-Faktor, vor allem da zur Zeit der Handlung des Films eine ganze Ära kurz vor ihrem Ende steht (der Stummfilm). Aber mit den Dreharbeiten vor Ort sind in erster Linie viele wunderbar amüsant-chaotische Szenen verbunden, die noch mehr Leichtigkeit und Humor in den Film bringen. Und einige Bedienstete – unfreiwillig – Teil der Produktion werden lassen.

Apropos Leichtigkeit: „Eine neue Ära“ bemüht sich gar nicht erst, mit Nachdruck und über längere Zeit auch mal ernste Themen und dramatische Entwicklungen herauszuarbeiten. Oder mehr Aufmerksamkeit auf Intrigen oder Ränkespiele im Hintergrund zu lenken. Dies unterscheidet die Filme erheblich von der Serie. „Eine neue Ära“ geht es vor allem darum, auf charmante und liebenswürdige Art und Weise zu unterhalten. Dies gelingt dem Film nicht zuletzt dank der eigenwilligen, charismatischen Figuren, des unangestrengt wirkenden Erzählstils und der ebenso cleveren wie pointierten Dialoge problemlos.
Einen gewichtigen Anteil an letztgenanntem Aspekt hat die phantastische Maggie Smith als Altgräfin Violet Crawley. Wortgewandt und geistreich wie eh und je macht sie sich einen Heidenspaß daraus, ihre Familie hinsichtlich früherer Ereignisse und (Besitz- sowie Liebes-) Verhältnisse im Dunkeln tappen zu lassen.

Björn Schneider