Ein Weihnachtsfest für Teddy

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Der ultimative Film zu den Feiertagen für die ganze Familie: absolut entzückend, ein großer Spaß für Jung und Alt und dazu ein echter Mehrgenerationenfilm, denn hier können sich Kinder, Eltern, Großeltern mal wieder gemeinsam so richtig amüsieren. – Die Geschichte von der kleinen Mariann, die einen (bestimmten) Teddy haben will, ist nicht nur hübsch ausgedacht und hoch professionell umgesetzt, sie trifft auch genau den warmherzigen, humorvollen Ton, der viele skandinavische Kinderfilme auszeichnet. Da wehen Weihnachtsluft und Weihnachtsduft von der Leinwand direkt ins Publikum.

Webseite: https://www.capelight.de/

Regie: Andrea Eckerbohm
Drehbuch: Lars Gudmestad, Harald Rosenløw-Eeg
Darsteller: Marte Klerck-Nilssen, Nader Khademi, Jan Gunnar Røise, Mariann Hole

Länge: 75 Minuten
Verleih: capelight pictures
Kinostart: 15.11.2022

FILMKRITIK:

Die Weihnachtsvorbereitungen laufen auf Hochtouren, wenn auch nicht ganz ohne Pannen. Mariann und ihr kleiner Bruder Nils wollten eigentlich wie jedes Jahr den Weihnachtsbaum schmücken, aber aufgrund der Anwesenheit eines möglicherweise eingebildeten Eichhörnchens und eines ebenso übereifrigen wie tollpatschigen Vaters findet sich die ganze Familie bald darauf im Wald wieder, um einen neuen Weihnachtsbaum zu organisieren. Als sich dann auch noch herausstellt, dass Nils versehentlich die traditionelle Mandel aufgegessen hat, die im traditionellen Milchreis versteckt wird, ist das Heiligabend-Chaos perfekt. Dafür hat die Mutter, die immer auf alles eine Antwort weiß, auch gleich die Lösung parat: Mariann geht los, um eine neue Mandel zu kaufen. Eine einzige Mandel. Damit wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die sämtliche Weihnachtspläne der Familie gefährden. Denn nicht weit entfernt von Mariann und ihrer Familie, eigentlich beinahe direkt auf dem Weg zum Krämerladen, wo es die Mandeln gibt, ist ein Weihnachtsmarkt aufgebaut. Und dort, genauer gesagt: am Glücksrad-Stand, sitzt ein Teddybär im Regal, der sich zu Höherem berufen fühlt. Er betrachtet sich als absolut idealen 1. Preis, aber keineswegs als geeignet für irgendwelche nichtsnutzigen, kleinen Kinder. Stattdessen träumt Teddy davon, dass ihn ein reicher Mann gewinnt, der ihn überallhin mitnimmt. Teddy will nämlich unbedingt die große, weite Welt kennenlernen.

Ob und wie Teddy und Mariann zusammenfinden, welche Rolle dabei ein Igelmädchen namens Bolla spielt und ob das Familien-Weihnachtsfest vielleicht doch noch ein Erfolg werden kann, das wird zum Inhalt des vergnüglichsten und goldigsten Weihnachtsfilms seit Menschengedenken. Das betrifft nicht nur den praktisch unerreichbaren Niedlichkeitsgrad des Films – auf einer Skala von 1 bis 10 liegt er bei etwa 12 –, sondern auch die handwerklich gelungene Mischung von Realfilm und Animation sowie die insgesamt exzellente Gestaltung, vom Drehbuch über die Schauspieler, die Kostüme und Settings bis zum Schnitt und zum Soundtrack. Die Geschichte ist hübsch und intelligent ausgedacht, und die Umsetzung ist perfekt. Hier stimmt alles, vom liebevollen Vorspann bis zum ebenso liebenswerten Abspann. Dabei verzichtet die Regisseurin Andrea Eckerbohm auf jeden süßlichen Unterton, sondern verlässt sich zu Recht auf ihre engagierten Darsteller. Die Kinder spielen sehr natürlich – Mariann Hole als Mariann ist eine pfiffige Heldin, die einiges durchmachen muss, und sie erweist sich als entschlossene, kleine Dame, die sich so leicht nicht aufhalten lässt. Aber sie ist eben auch sehr lieb.

Andrea Eckerbohm zeigt schon mit ihrem Debütfilm, was sie komödienmäßig draufhat. Sie beherrscht die vielen Untertöne und Kategorien des Humors, sie kann mit Slapstick und Situationskomik ebenso umgehen wie mit Dialogwitzen, und sie nimmt ihre Charaktere ernst und schafft damit eine herzerfrischend lebendige Atmosphäre, in der es ab und zu auch mal etwas anrührend zugehen darf. Aber nur ganz, ganz selten. Denn hier überwiegt eindeutig der Spaß- und Niedlichkeitsfaktor. Das klappt auch deshalb, weil die Autoren ihren Film in einer nicht näher bezeichneten Vergangenheit ansiedeln, die stark an die 50er Jahre erinnert. Es ist eine wunderschöne, nostalgisch bunte Märchenwelt, überzogen mit weihnachtlichem Charme. Die Straßen der verschneiten Kleinstadt, in der Mariann und ihre Familie leben, sind relativ leer, man sieht keine parkenden Autos und nur wenig Autoverkehr. Hier geht es gemütlich und gemächlich zu. Unbeachtet steht die Fernsehtruhe im Wohnzimmer, es gibt keine Handys, keine Computer, dafür aber viele Traditionen, deren Einhaltung für alle wichtig sind. Auf den ersten Blick eine heile Welt, doch keineswegs eine Welt ohne Konflikte: Die Sorgen und Nöte eines kleinen Mädchens, eines snobistischen Teddybären und einer Igeldame mit Minderwertigkeitskomplexen spielen dabei eine wichtige Rolle.

Schon seit vielen Jahren sind die skandinavischen Kinderfilme bekannt für ihre cineastische Qualität, ihren künstlerischen Anspruch und ihren Unterhaltungsfaktor. EIN WEIHNACHTSFEST FÜR TEDDY bestätigt einmal mehr diesen Eindruck. Aber vor allem ist der Film ein Riesenspaß für alle und jeden.

 

Gaby Sikorski