Es ist nur eine Phase, Hase

Zum Vergrößern klicken

In der Bestseller-Verfilmung „Es ist nur eine Phase, Hase“ stecken Christoph Maria Herbst und Christiane Paul als langsam in die Jahre kommende Eheleute mitten in der „Alterspubertät“. Die Haare werden weniger, die Libido ebenso. Hinzu kommen die großen Sinn- und Lebensfragen: War’s das? Was habe ich verpasst? Und bleibt etwas vom Leben, wenn die Kinder groß sind? Die überzeugend gespielte Midlife-Crisis-Komödie sorgt mit ihrer hohen Gag-Dichte und den vielen bizarren Gastauftritten für Kurzweil und gute Unterhaltung. Bisweilen übertreibt der Film es jedoch mit seinem infantilen, makabren Humor.

Website: www.majestic.de/phase/

Deutschland 2020
Regie: Florian Gallenberger
Drehbuch: Florian Gallenberger, Malte Welding
Darsteller: Christoph Maria Herbst, Christiane Paul, Jürgen Vogel, Peter Jordan, Emilia Nöth
Länge: 102 Minuten
Verleih: Majestic
Kinostart: 14.10.2021

FILMKRITIK:

Eigentlich führten Paul (Christoph Maria Herbst) und Emilia (Christiane Paul) über viele Jahre eine harmonische, glückliche Ehe und genossen die Zeit mit ihren drei Kindern Bo (Wanja Valentin Kube), Marie (Bella Bading) und Fe (Emilia Nöth). Das Leben schien sorgenfrei und Geld war immer mehr als genug da. Aber nun sind Paul und Emilia Ende 40 – und damit stehen sie kurz vor den Wechseljahren. Wobei die Midlife-Crisis schon längst da ist, vor allem bei Paul: die Haare werden dünner, die Sehkraft nimmt ab und die sexuelle Leistungsfähigkeit ebenso. Als Emilia nach einem One-Night-Stand mit einem zwanzig Jahre jüngeren Mann eine Beziehungspause möchte und sich nochmal voll ins Leben stürzt, fällt Paul in ein tiefes Loch. Er sucht sein Seelenheil in Testosteron-Tabletten und in einer Affäre mit der attraktiven Lehrerin seiner Tochter. Doch ist es wirklich das, was er will?

Florian Gallenberger („Colonia Dignidad“) begleitet in „Es ist nur eine Phase, Hase“ ein Ehepaar durch die Untiefen und das emotionale Chaos der Midlife-Crisis. Ungeschönt und ohne Rücksicht auf die Empfindungen der Zuschauer präsentiert er jene Seite des Älterwerdens, vor der sich doch so viele fürchten. Eine Zeit, die von Sinnkrisen ebenso wie vom immer sichtbarer werdenden körperlichen Verfall geprägt ist.

„Es ist nur eine Phase, Hase“ stellt die typischen Fragen eines Films über das Älter werden: Soll es das schon gewesen sein? Was kommt noch? Gebe ich meine Ehe für eine flüchtige Affäre auf? Darauf suchen auch Paul und Emilia Antworten, die Christoph Maria Herbst und Christiane Paul mit großer Spielfreude verkörpern. Der Unterschied zu vielen, inhaltlich sowie thematisch ähnlich gelagerten Filmen ist, dass Gallenberger hinsichtlich des humoristischen Tonfalls ziemlich derb und grobschlächtig zu Werke geht.

Wer ein Faible für schrägen, brachialen Witz hat, kommt aber definitiv auf seine Kosten. Und gerade Herbst kann sich in vielen irrwitzigen Szenen ordentlich austoben. Darunter eine kuriose Drogenrausch-Sequenz, nachdem Paul die Freude an Joints (wieder)entdeckt hat. Oder wenn er beim Liebesakt mit seiner viel jüngeren Gespielin im viel zu engen PKW ordentlich Körpereinsatz beweisen muss. Hin und wieder schlägt Gallenberger jedoch über die Stränge und seine Komödie verkommt zu einer infantilen, geschmacklosen (Stichwort: Kugelpendel) Teenie-Klamotte.

Doch auch ruhigere und sentimentale Töne stimmt „Es ist nur eine Phase, Hase“ an. Etwa wenn Paul und Emilia um die richtigen Worte ringen, als sie ihren Kindern die bevorstehende Trennung erklären wollen. Oder der Moment des Abschiednehmens, kurz bevor Paul aus der gemeinsamen Wohnung auszieht. Diese Szenen sind stimmig, authentisch gespielt und geprägt von einer gekonnten Mischung aus Nachdenklichkeit und Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wenn bloß die emotionalisierende, rührselige Hintergrundmusik nicht wäre, die stellenweise viel zu aufdringlich eingesetzt wird. Kitschig und larmoyant geht es übrigens auch im Finale zu.

Dafür überzeugen die vielen Gastauftritte bekannter TV-Gesichter, Show-Größen und SchauspielerInnen. Auch sie sind meist in bizarre, ulkige Szenen eingebettet. Von Ulknudel Cordula Stratmann und Talk-Moderatorin Sandra Maischberger über Scooter-Frontmann H.P. Baxxter bis hin zu Ulrich Tukur als schwäbelnder Verlags-Leiter – all diese augenzwinkernden Auftritte sorgen für Abwechslung und Kurzweil.

Björn Schneider