Get Rich Or Die Tryin’

USA 2005
Regie: Jim Sheridan
Drehbuch: Terence Winter
Darsteller: Curtis „50 Cent“ Jackson, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Joy Bryant, Omar Benson Miller, Terrence Howard
Kinostart: 12. Januar 2006
Länge: 118 Minuten
Verleih: UIP
www.uip.de

Nach Eminem hat jetzt auch Rapper Curtis „50 Cent“ Jackson seinen ersten Schauspielauftritt in einem semi-biografischen Gangsta-Film. Doch anders als „8 Mile“ zergeht Jim Sheridans „Get Rich Or Die Tryin’“ in Milieu-Klischees und der Vorhersehbarkeit seiner zu oft gesehenen Story – von den schwierigen Familienverhältnissen über die Dealer-Karriere bis hin zur Rettung durch den Rap. In 118 Minuten sieht man so ein oberflächliches Gangsta-Aufsteiger-Drama mit einem in Toughness erstarrt wirkenden 50 Cent.

Von der Dealer-Vergangenheit über den Knastaufenthalt bis zum Mordversuch, bei dem neun Kugeln in seinen Körper geschossen wurden – Jim Sheridans „Get Rich Or Die Tryin’“ findet seine Eckpfeiler in der Biografie des derzeit so umstrittenen wie erfolgreichen Rappers Curtis „50 Cent“ Jackson. Mit einer semibiographischen Hauptrolle als Gangsta Marcus folgt er so auch  seinem „Mentor“ Eminem, der die Initiation seiner Karriere in Curtis Hansons „8 Mile“ filmisch verarbeitete. Doch in Hansons Film gab es noch etwas Neues, den Versuch eines weißen, jungen Mannes im Hip-Hop-Kosmos Fuß zu fassen und sich unter den schwarzen Rappern zu behaupten. „Get Rich Or Die Tryin’“ zeigt hingegen nur das hinlänglich Bekannte. 

Schon das Machismo-Gangsta-Ghetto-Dealer-Nutten-Milieu, in das sich der Film mit angeschmuddelten Street-Style-Bildern versenkt, hat man seit den 70er Jahren in so vielen Filmen gesehen, dass es trotz eines wahren Hintergrundes fast zum Klischee geworden ist. Marcus wächst in  ärmlichen Verhältnissen auf. Der Vater ist unbekannt und die Crack-dealende Mutter wird ermordet, als Marcus erst acht Jahre alt ist. Der Weg für das Straßenkid in die gewalttätige Kriminalität scheint so vorprogrammiert wie der Knast, die Läuterung, eine (hier wenig glaubwürdige) Liebesgeschichte und die finalen Auseinandersetzungen mit einem Drogenzar, der Majestic heisst. Die Geschichte eines Aus- und Aufstiegs, vom schnellen Geld mit Drogen zum schnellen Geld mit der Musik bleibt so weitestgehend überraschungsfrei.

Auch die Musik, der Rap als Rettung, spielt anders als bei den so genannten Battles in „8 Mile“ eine Nebenrolle. Nur in wenigen Szenen nuschelt 50 Cent zunächst seine Rap-Zeilen in einen Kassettenrekorder bis er sich schließlich nach seinem prägenden Knast-Aufenthalt im Studio an seinem Karrierekick bastelt. Sein Spiel hat dabei allerdings nicht die Bandbreite und das überraschende Talent Eminems. Anders als die ansonsten fast durchweg guten Darsteller wirkt er stellenweise fast gelangweilt, dann wieder in Gangsta-Toughness erstarrt und von einer Begeisterung für den Rap ist nur selten etwas zu spüren. Warum sich der sechsfach Oscar-nominierte Ire Sheridan, der unter anderen bei „Mein linker Fuß“ oder „Im Namen des Vaters“ Regie führte, für diese Geschichte interessierte, bleibt dabei ebenso rätselhaft wie seine letztlich sehr oberflächliche Verarbeitung dieser Geschichte. In „Get Rich Or Die Tryin’“ gibt es nichts, was man nicht schon in anderen Filmen schon besser gesehen hätte.

Sascha Rettig