Good Woman – Ein Sommer in Amalfi

Spanien/Italien/Großbritannien/Luxemburg/USA 2004
R: Mike Barker
B: Howard Himelstein nach einem Theaterstück von Oskar Wilde
K: Ben Seresin
S: Neil Farrell
D: Helen Hunt, Scarlett Johansson, Tom Wilkinson, Stephen Campbell Moore Marc Umbers
Länge: 93 min
Verleih: Universum Film/Vermietung über Buena Vista
Start: 15.12.2005

Sommerlich beschwingte Adaption von Oskar Wildes Theaterstück „Lady Windermeres Fächer“. Vor dem idyllischen Hintergrund der italienischen Riviera gerät der gutaussehende Robert in Verdacht, seine liebevolle und naive Frau Meg mit der berüchtigten Mrs Erlynne zu betrügen. Während sich die internationale High Society die Mäuler zerreißt, bricht für Meg eine Welt zusammen. Der Plot hat wenig Substanz, aber die Dialoge funkeln mit Wilde’schen Bonmots.

1930, Amalfi an der italienischen Riviera. Die internationale High Society macht Urlaub. Inmitten der reichen und alten Zyniker beiderlei Geschlechts bilden der amerikanische Börsenmakler Robert Windermere und seine naive junge Ehefrau Meg (Scarlett Johansson) die strahlende Ausnahme. Sie sind jung, gutaussehend, glücklich verheiratet und einander offenbar treu ergeben. Dann allerdings beginnt die berüchtigte Mrs Erlynne, verdächtig viel Zeit mit dem jungen Robert zu verbringen. Zunächst beachtet Meg die Gerüchte nicht. Als sie jedoch in Roberts Scheckbuch entdeckt, dass Robert mehrfach höhere Summen an Mrs Erlynne gezahlt hat, ist sie überzeugt, dass er sie mit der älteren Frau betrügt. Sie beschließt, das Lügengebäude ihrer Ehe zu verlassen und sich ihrem ergebenen Bewunderer, Lord Darlington, an den Hals zu werfen. Mrs Erlynne, die durchaus ganz anders ist, als es den Anschein hat, kann das Schlimmste um ein Haar noch verhindern.

Aufgrund diverser Änderungen am Skript – z.B. spielt der Plot in den aufgeklärten 30ern im Urlaub anstatt im puritanischen London 1890, die Dialoge sind aus diversen Wilde-Stücken gesamplet – haben sich Mike Barker und Drehbuchautor Howard Himelstein entschieden, dem Film mit „A Good Woman“ den Ursprungstitel des Theaterstücks „Lady Windermeres Fächer“ zu geben. Eine eigenartige Wahl, denn der Film hat nur wenig vom moralischen Impetus des Originals. In „Lady Windermeres Fächer“ erkennt eine puritanische junge Frau, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse fließend verlaufen, und lernt, den eigenen Rigorismus in Frage zu stellen. Dieser Erkenntnisprozess findet im Film eher am Rande statt, was auch daran liegen mag, dass Scarlett Johansson zwar ganz entzückend aussieht, in der Rolle der blonden, naiven und lustfeindlichen Frau aber klar fehlbesetzt ist.

Vielleicht ist es auch einfach das übliche Schicksal der Guten, dass sie etwas blass daherkommen. Viel unterhaltsamer ist die Ansammlung alter Originale, die sie umrahmt und Wilde’sche Bonmots zum Besten gibt (die übrigens auch in der dt. Übersetzung gut funktionieren). Da sind die perlenbehängten Tratschtanten mit ihren Schoßhündchen, die sich die Mäuler zerreißen und der verwirrten Meg Tips von betrogener Ehefrau zu betrogener Ehefrau geben. Dann gibt es die zynische Altherrenrunde rund um den jungen Playboy Lord Darlington und schließlich den mehrfach geschiedenen und hoffnungslos romantischen Lord Augustus „Tubby“ Lorton, der Mrs Erlynne den Hof macht.
Im milden Licht des italienischen Sommers und mit dem liberaleren Blick des 21. Jahrhunderts erscheinen diese selbstherrlichen und klatschsüchtigen Existenzen weit weniger grotesk und viel liebenswerter als in den scharfkantigen Theaterstücken Oskar Wildes. Die wirkliche Romanze spielt sich hier auch nicht in der unantastbaren Musterehe von Meg und Robert ab, sondern zwischen Mrs Erlynne und Tubby. Helen Hunt und Tom Wilkinson spielen die beiden als erfahrene, humorvolle Menschen mit Vergangenheit, die genau wissen, was sie aneinander haben und voneinander erwarten können. Plötzlich wird der Film, der vor allem angenehm altmodisch und zivilisiert unterhält, am Ende dann doch noch ein bisschen herzergreifend.

Hendrike Bake