I Am Zlatan

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Als einsamer Kämpfer inszeniert sich der schwedische Fußballstar Zlatan Ibrahimović gerne, wird für seine Tore ebenso geliebt wie für seine große Klappe und kommt nun sogar auf die Leinwand: „I Am Zlatan“ beschreibt wie Ibrahimović sich aus bescheidenen Verhältnissen nach oben arbeitete. Konventionell erzählt ist Jens Sjögrens Film, aber als Geschichte vom unbedingten Willen zum Erfolg durchaus mitreißend.

Webseite: https://www.telepool.de/de/kinoverleih

Schweden/Niederlande/Dänemark 2021
Regie: Jens Sjögren
Buch: Jakob Beckman, David Lagercrantz
Darsteller: Granit Rushiti, Dominic Andersson Bajraktati, Cedomir Glisovic, Merima Dizdarevic, Hakan Bengtsson, Selma Mesanovic

Länge: 100 Minuten
Verleih: Telepool
Kinostart: 19. Mai 2022

FILMKRITIK:

1981 wurde Zlatan Ibrahimović im schwedischen Malmö geboren, seine Eltern stammten aus Jugoslawien, einer seiner ersten Vereine war dann auch der FBK Balkan, was das Gefühl des Außenseiters noch verstärkt haben dürfte. Unangepasst war Zlatan Ibrahimović schon immer, so lautet zumindest die Legende, an der Ibrahimović seit Jahren schreibt, auch in seiner Autobiographie „I Am Zlatan“, die vor gut zehn Jahren erschien und in Schweden ein Bestseller war. Co-Autor war der Journalist David Lagercrantz, der nun auch am Drehbuch für die Verfilmung der Biographie mitgewirkt hat.

Die konzentriert sich auf die Anfänge der Karriere und zeigt Zlatan Ibrahimović in zwei Lebensphasen: Als elfähriger (gespielt von Dominic Andersson Bajraktati) und als fast 18jähriger (hier gespielt von Granit Rushiti). Während der ältere Zlatan schon seine ersten Erfahrungen bei den Profis sammelt, zunächst in Schweden, dann bei seinem ersten von vielen Auslandsengagements bei Ajax Amsterdam, erlebt der jüngere Zlatan das Auseinanderbrechen seiner Familie. Nach der Trennung der Eltern wächst er beim Vater auf, der seinen Sohn protegiert und auch dann verteidigt, wenn der junge Zlatan sich in der Schule danebenbenimmt.
Und danebenbenehmen ist eine der größten Stärken von Zlatan Ibrahimović, der das ist, was gern als „Type“ beschrieben wird: Ein Individualist, der einerseits großartige Tore schießt, andererseits gern große Töne spuckt und damit ein ums andere Mal aneckt. Ganze Bücher könnte man mit den Sprüchen von Ibrahimović füllen, der von sich selbst gern in der Dritten Person redet, eine Eigenart die er sich – so zumindest die Legende – von Muhammad Ali persönlich abgeschaut hat.

So wie es Jens Sjögren in „I Am Zlatan“ schildert, war diese harte, schnell auch arrogant anmutende Schale ein Mittel des jungen Zlatans, um sich in der harten Umgebung der ärmeren Viertel Malmös durchzusetzen, seinen Mann zu stehen, Selbstvertrauen zu suggerieren. Doch beim Mannschaftssport Fußball stand dieses zur Schau getragene Selbstvertrauen – später in Form von protziger Uhr und Sportwagen – dem Erfolg im Weg. Erst als Ibrahimović sich nicht mehr nur auf sein Talent verlässt, sondern wirklich an sich arbeitet schafft er den Durchbruch.

Eine klassische Aufstiegsgeschichte, eine Variante des Sozialdramas, bei dem es ein Mensch aus kleinen Verhältnissen gelingt, seine Herkunft hinter sich zu lassen und über sich hinaus zu wachsen. Konventionell ist das im Ansatz, ein bisschen bieder erzählt, aber im Kern doch mitreißend. Weniger in den Passagen mit dem älteren Zlatan, denn gerade die Szenen auf dem Fußballplatz können mit der jederzeit auf Youtube zu sehenden Realität des echten Zlatans in keinem Moment mithalten, als beim jungen Zlatan. Hier gelingen „I Am Zlatan“ die überzeugendsten Momente, hier wird von einem Jugendlichen erzählt, der sich hinter einer rauen Schale verbirgt, aber im Kern doch ein sensibler Mensch ist. Das mag zwar auch nur Teil der Legende sein, ist aber nichtsdestotrotz immer wieder mitreißend.

Michael Meyns