Imaginary

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Imaginäre Freunde waren im Grunde schon immer gruselig. Theoretisch sollten sie darum auch ideale Kreaturen für einen Horrorfilm sein, aber in der Umsetzung bleibt Jeff Wadlow, der schon weit bessere Genre-Filme abgeliefert hat, dann eben doch hinter den Erwartungen zurück. Weil seine Mär vom imaginären Freundesmonster einfach keinerlei originellen Gedanken zu bieten hat.

Website: https://www.leoninedistribution.com/filme/172809/imaginary.html

Imaginary
USA 2024
Regie: Jeff Wadlow
Buch: Greg Erb, Jason Oremland, Jeff Wadlow
Darsteller: DeWanda Wise, Taegen Burns, Pyper Braun
Länge: 104 Minuten
Verleih: Leonine
Kinostart: 14. März 2024

FILMKRITIK:

Jessica zieht mit ihrer Patchwork-Familie in ihr altes Haus ein, in dem sie bis zu ihrem fünften Lebensjahr wohnte – danach starb ihre Mutter und ihr Vater wurde wahnsinnig. Die kleine Alice findet in dem Haus schnell einen imaginären Freund: den Bären Chauncey. Aber Chauncey ist nicht so freundlich, wie es scheint. Er treibt Alice an, Dinge zu tun, die sie gar nicht tun will. Dafür verspricht er, sie mit in seine Welt zu nehmen. Erst denkt sich Jessica nicht viel dabei, bis ihr klar wird, dass sie früher auch schon einen imaginären Freund in diesem Haus hatte …

Seit seinem Debüt mit „Cry Wolf“ im Jahr 2005 hat Jeff Wadlow mehrheitlich Horrorfilme inszeniert, manche gut, manche solide, mitunter aber auch schwach. „Imaginary“ gehört in letztere Kategorie, weil der Film mit 104 Minuten für das Minimum an Geschichte viel zu lang ist und sich auch beständig wie gestreckt anfühlt. Insbesondere gilt das, wenn die von DeWanda Wise gespielte Hauptfigur in langatmige, kein Klischee auslassende Monologe verfällt. Es nimmt nicht Wunder, dass die Figuren unterentwickelt sind. Sie erfüllen nur eine Funktion, das gilt für die Familie ebenso wie für die Nachbarin, die natürlich mysteriös daherkommt, deren Handeln aber auch genauso verläuft, wie man das erwarten würde.

Es dauert lange, bis die vorhersehbare Handlung halbwegs in Gang kommt. Danach werden nur Horror-Allgemeinplätze bedient – man merkt dem Film einfach an, dass die Blumhouse-Produktion Teenies als Publikum anvisiert, die noch nicht allzu viele Genre-Filme gesehen haben. Aber auch hier darf man eigentlich bezweifeln, dass der Bär in seiner Monstergestalte erschreckte Reaktionen heraufbeschwören wird. Denn dies das am albernsten aussehende Monster seit Jahrzehnten. Was die Macher hier geritten hat, ist völlig unklar. Aber Horror geht anders.

Dann will der Film kein Ende finden und immer noch einen draufsetzen, bis hin zum nervigen Schluss, der natürlich ein Sequel ankündigt. Davor bewahrt werden wird man wohl nur, wenn der Film an der Kinokasse abschmieren sollte …

Peter Osteried