In the Heights

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„In the Heights“ ist die Verfilmung des vielfach prämierten Broadway-Musicals gleichen Namens. Es taucht ein in das Leben des bunten, vielseitigen aber auch vom Überlebenskampf der Bewohner geprägten New Yorker Stadtviertels Washington Heights. Ihr Alltag wird von Liebe, Zusammenhalt, Heimatverlust und Ängsten bestimmt. Und: von Tanz und lateinamerikanischen Rhythmen. Die umwerfenden Tanz-Darbietungen und das exotische, karibische Flair sind die großen Stärken eines Films, der subtil und unaufdringlich einige drängende Probleme unserer Zeit verhandelt.

Website: www.warnerbros.de/de-at/filme/heights

England, Spanien 2020
Regie: John M. Chu
Drehbuch: Quiara Alegria Hudes, Lin-Manuel Miranda
Darsteller: Anthony Ramos, Corey Hawkins, Melissa
Barrera, Marc Anthony
Länge: 143 Minuten
Kinostart: 22.07.2021
Verleih: Warner Bros.

FILMKRITIK:

Usnavi (Anthony Ramos) lebt im New Yorker Stadtviertel Washington Heights auf der nördlichsten Spitze Manhattans. Hier betreibt er eine Bodega, kümmert sich um seine kubanische Nachbarin und schätzt das karibische und südamerikanische Flair in den Heights. Während er heimlich für die Besitzerin des benachbarten Beauty-Salons schwärmt, träumt er davon, im Lotto zu gewinnen. Denn Usnavis großer Wunsch ist es, eines Tages wieder in seine Heimat zurückzukehren: in die Dominikanische Republik, die er nur aus Kindheitserinnerungen kennt. Als im Viertel bekannt wird, dass jemand aus den Heights fast 100.000 US-Dollar im Lotto gewonnen hat, drehen die Bewohner durch. Ein jeder malt sich aus, was er oder sie mit dem Gewinn machen und wie er das eigene Leben verbessern würde.

„In the Heights“ ist die Adaption des mehrfach mit dem Tony Award ausgezeichneten Musicals, das 2008 am Broadway Premiere feierte. In den folgenden Jahren entwickelte es sich sowohl beim (internationalen) Publikum als auch bei der Kritik zu einem großen Erfolg. Der US-amerikanische Regisseur und Drehbuchautor Jon M. Chu macht aus „In the Heights“ einen energiegeladenen, toll bebilderten Mix aus Episoden- und Ensemblestück, Musical, Musikfilm und Romanze, ohne auf nachdenkliche Momente und ernste Themen zu verzichten. Diese Mixtur sorgt vor allem in der ersten Filmhälfte für mitreißende Szenen und beachtenswerte Choreographien.

Das zeigt sich etwa beim Eröffnungsstück „In the Heights“, das dem Zuschauer das bunte Viertel und die wichtigsten Protagonisten vorstellt. Diese sich ständig weiterentwickelnden Song- und Tanznummern sind klar das Highlight des Films. Sie greifen gekonnt die Stimmungen und die – vor allem kulturellen – Hintergründe der darbietenden Person auf. Eine phantastische Idee ist es, dass einige der Charaktere bei der Interpretation und Darbietung ihrer Songs ihr Herkunftsland repräsentieren – und die Musik des Landes. Man hört die Rhythmus-getriebenen, Percussions-lastigen Musikstile Plena und Bomba aus Puerto-Rico. Den folkloristisch geprägten Merengue aus der Dominikanischen Republik. Oder die kubanischen Musikrichtungen Guajira und Son Cubano. Und der Salsa als lateinamerikanisches Kulturgut, als Tanz und Musikgenre, darf natürlich ebenso wenig fehlen. Viele der Stücke, die authentische Broadway-Musical-Atmosphäre verströmen, werden dabei gekonnt mit aktuellen, modernen Musikstilen vermengt.

In der zweiten Hälfte verliert der Film etwas von seiner pulsierenden Energie und der Dynamik, zudem schenkt Regisseur Chu nicht jeder Nebenfigur gleich viel Aufmerksamkeit. Doch eines haben alle Charaktere gemeinsam: Sie haben mit den großen und kleinen Widrigkeiten des Lebens zu kämpfen. Oder mit familiären Schwierigkeiten. Darunter Usnavis Cousin Sonny, der ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater hat, oder Nina, Usnavis Jugendfreundin. Obwohl ihre Eltern ihr finanziell ein Studium im Ausland ermöglichen, will sie zurück in ihre Heimat. Überhaupt ziehen sich die Themen Heimat und Heimatsuche wie ein roter Faden durch den Film. Weitere thematische Schwerpunkte, die „In the Heights“ in den Liedern und Lyrics behandelt, sind von großer Aktualität: Gentrifizierung, soziale Ungerechtigkeit, Integration und Identitätsverlust.

Björn Schneider