letzte Trapper, Der

Frankreich/Kanada/Deutschland/Italien 2004
Regie: Nicolas Vanier
Darsteller: Norman Winther, May Loo, Alex Van Bibber, Ken Bolton, Denny Denison, Rober Lafleur
94 Minuten
Verleih: 3L Film
Start: 5. Januar

Wie dreht man bei Temperaturen von –50 Grad? Nicolas Varniers halbdokumentarischer Spielfilm begleitet einen der letzten Trapper im kanadischen Yukon, der Einblick in seine extremen Lebenswelten gibt. Wer sehen will, wie man mit nur einer Handsäge eine große Holzhütte bauen kann oder was man tut, wenn man samt Hundeschlitten im Eis einbricht, dürfte seinen Film gefunden haben.

Norman Winther ist zwar nicht – wie der Filmtitel vermuten lassen könnte – der letzte Trapper, aber einer von wenigen übrig gebliebenen im kanadischen Yukon. Er sieht aus wie eine Mischung aus Peter Lustig und Indiana Jones, was ihn auf den ersten Blick gleich sehr sympathisch macht. Mit seiner Frau Nebraska lebt er in einer kleinen Holzhütte am Rande eines großen Sees, ohne Strom und fließendes Wasser. Über mehrere Tage geht Norman auf Erkundungstouren, stellt Fallen, fängt Fische oder erlegt Mader, Biber oder Elche, deren Pelze mit Glück einen satten Gewinn beim Händler in der nächsten Kleinstadt abwerfen. Während er im Sommer neue Jagdreviere erkundet, rücken allerdings die Motorsägen der Holzindustrie immer weiter in seine Lebensgebiete, dass er gezwungen wird, wie die Tiere im Wald weiter zu ziehen, um für seinen Unterhalt zu sorgen. Dabei lebt Norman mit seiner Frau fast völlig autark und im Einklang mit der Natur.

In diesem halbdokumentarischen Spielfilm von Nicolas Varnier, spielt der Protagonist sich selbst, auch wenn man Norman Winther manchmal anmerkt, dass er sich ein wenig schämt für manche Szenen zu posieren und einen so intimen Einblick in seine Lebenswelt zu dulden. Die Kamera von Thierry Machado, der bereits mit „Mikrokosmos“ und „Nomaden der Lüfte“ für Aufsehen gesorgt hat, folgt dem Mann nicht nur durch verschneite Wälder in den Bergen, sondern zeigt auch, wie der Trapper samt Schlitten und Hunde in einen zugefrorenen See einbricht. Bei Temperaturen von –50 Grad und Dreharbeiten, die dementsprechend nicht problemfrei verlaufen sein dürften, merkt man der Hauptfigur ihre Strapazen an: Der buschige Vollbart ist zu einem Eisklumpen gefroren, die neue Hündin Apache hat sich an der Pfote verletzt und um ein Haar gehen auch noch zwei Pferde bei einer Flussüberquerung verloren.

Nicolas Varniers Film lebt von seiner Authentizität, den atemberaubenden Landschaften und dem charismatischen Norman Winther, der bei den meisten Szenen aus dem Off-Kommentar spricht und allerhand Wissenswertes preisgibt. Wer hätte gedacht, dass Wölfe keine Menschen anfallen, sondern nur Hunde, weil sie ihre scheinbaren Artgenossen abgrundtief hassen?

Es mag verwundern, dass der Film vom World Wildlife Found unterstützt wurde; vermutet man hinter einem Trapper zunächst nichts anderes als jene raffgierigen Tier- und Pelzjäger, die der WWF zu bekämpfen versucht. Doch der Film möchte weis machen, dass Trapper Teil des Ökosystems sind, weil sie „lediglich nehmen, aber nicht ausrotten“. Dieser Grundsatz zieht sich wie ein roter Faden durch den Film, der aufgrund des anhaltenden Erfolgs von Naturdokumentationen wie „Die Reise der Pinguine“, „Deep Blue“ oder „Nomaden der Lüfte“ garantiert sein Publikum finden wird.

David Siems