Maria träumt – Oder: Die Kunst des Neuanfangs

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Es ist eine amüsant-hübsche Feel-Good-Komödie, die das Regie-Duo Lauriane Escaffre und Yvo Muller mit „Maria träumt – Oder: Die Kunst des Neuanfangs“ präsentiert. Die Geschichte einer Frau, die unscheinbar ist und sich auch so fühlt, die aber in der aufblühenden Beziehung zu einem neuen Mann auch ganz neue Perspektiven auf das Leben entwickelt. Ein Film fürs Herz.

Webseite: https://www.atlas-film.de/maria.html

Maria rêve
Frankreich 2022
Regie: Lauriane Escaffre, Yvo Muller
Buch: Lauriane Escaffre, Yvo Muller
Darsteller: Karin Viard, Grégory Gadebois, Noée Abita

Länge: 93 Minuten
Verleih: Atlas-Film
Kinostart: 19. Januar 2023

FILMKRITIK:

Über Jahre hinweg hat Maria den Haushalt einer alten Dame geführt. Nach deren Ableben muss sie sich eine neue Beschäftigung suchen und fängt als Reinigungskraft in der Pariser Académie des Beaux-Arts an. Die Interaktion mit den Studenten beflügelt die schüchterne, manchmal auch etwas tollpatschige Frau. Von Kunst umgeben zu sein, eröffnet ihr einen neuen Blickwinkel auf das Leben, das zuhause bei ihrem Mann mondän und trist erscheint. Zumal der Hausmeister Hubert eine ausgesprochen gute Seele ist, mit der Maria hervorragend harmoniert. Sie will aus ihrem Trott ausbrechen, sie will ihr Leben neu definieren und neu beginnen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren spürt sie wieder echte Lebensfreude.

„Man kann nicht zurück und den Anfang verändern, aber man kann dort neu anfangen, wo man steht und das Ende verändern“, sagte der irische Schriftsteller C.S. Lewis einmal. Ein Zitat, das auch wunderbar auf diesen Film passt, denn genau das ist es, was die Hauptfigur hier macht. Sie hat sich zu lange in ihrem Alltagstrott eingerichtet, zu lange die immer gleichen Handgriffe gemacht, zu lange die immer selben Gespräche mit ihrem Mann geführt, die alles andere als erbauend oder befruchtend sind. So wie nichts in ihrem Leben noch inspirierend auf sie wirkt bis sie schließlich in der Kunstschule zu arbeiten beginnt.

Der Film erlaubt sich den einen oder anderen Gag auf den Kunstbetrieb und auch der berühmte Zwischenfall mit Joseph Beuys‘ Fettfleck, der von einer Putzkraft saubergemacht wurde, erhält hier eine Entsprechung. In erster Linie ist „Maria träumt“ aber eher schon ein traumhafter Film. Die Realität lässt er schnell hinter sich, sowohl in Hinblick darauf, wie Maria sich in ihr neues Umfeld einlebt, wie sie mit den Studenten interagiert, und wie sie sich neu verliebt, aber auch in Bezug auf Hubert, der auch einer der Unscheinbaren ist, der durch die belebende Wirkung von Kunst und Liebe ganz neue Seiten an sich entdeckt.

Das ist aber auch das Zauberhafte an diesem Film. Dass man das Gefühl haben kann, dass jedem eine zweite Chance offensteht, und das oft, ohne dass man es in irgendeiner Weise erwarten würde. Weil das Leben überrascht und in dieser Überraschung die Saat für etwas wunderbar Neues liegen kann.

„Maria träumt“ ist ein vergnüglich einfacher Film, der aber auch über die Sinnlichkeit der schönen Künste verfügt. Wenn Maria inspiriert ist von den jungen Menschen um sie herum, die ihre Träume und Vorstellungen in Bildsprache und performative Kunst umsetzen, dann ist man als Zuschauer mindestens ebenso inspiriert von diesem Film und verlässt das Kino mit einem beschwingt-lockeren Gefühl.

 

Peter Osteried