Once again – Eine Liebe in Mumbai

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Anscheinend geht Liebe ja doch durch den Magen. Die in Mumbai spielende Romanze von Kanwal Sethi erzählt jedenfalls von einem einsamen indischen Filmstar, der sich regelmäßig von der Restaurantbetreiberin und Köchin Tara mit Mahlzeiten beliefern lässt und nach einer langen Zeit regelmäßiger und oft langer Telefonate mit ihr irgendwann das Bedürfnis verspürt, sich mit ihr zu treffen. Behutsam und vorsichtig begleitet der Film das Kennenlernen und Sich-näher-kommen der beiden.

Webseite: arsenalfilm.de

Deutschland/Indien/Österreich 2018
Regie: Kanwal Sethi
Darsteller: Shefali Shah, Neeraj Kabi, Rasika Dugal, Bhagwan Tiwari, Badita Bag, Priyanshu Pinyuli
98 Minuten
Verleih: Arsenal
Start am 16.5.2019

FILMKRITIK:

Auch in einer Millionenmetropole wie Mumbai kann es einsame Menschen geben – quer durch alle Gesellschaftsschichten. Mit diesem Ansatz geht der indische Regisseur Kanwal Sethi ans Werk und erzählt von den Gefühlen wie auch den Schwierigkeiten eines berühmten und reichen Filmstars und einer verwitweten Inhaberin eines kleinen Restaurants, denen lange der Mut fehlt, sich zu treffen und trotz ihrer Standesunterschiede auf eine Beziehung einzulassen. Sethi, der seit längerem in Deutschland lebt und in Leipzig Vorsitzender des Migrantenbeirates ist, zeichnet beide als Gefangene ihrer eigenen Welten: ihn einsam trotz seines Reichtums und ihn anhimmelnder Zeitgenossen, sie gebremst durch die Rolle, in die sie sich als Mutter zweier fast erwachsener und bald heiratender Kinder einerseits und selbständiger Geschäftsfrau andererseits gedrängt fühlt. Nach über einen längeren Zeitraum geführten Telefonaten verabreden sich die Köchin Tara und der Star Amar eines Tages dann aber doch. Die Initiative geht von ihm aus, ihre Angst, gemeinsam mit ihm gesehen zu werden, ist dabei nicht unberechtigt, wie sich spätestens in jenem Moment zeigt, als Paparazzi ihre Kameras zücken und Tara sich plötzlich auch ihren Kindern gegenüber für ihr privates Glück rechtfertigen muss.
 
Vor allem in Bezug auf die immer wieder mit neuen leckeren Kostbarkeiten aus dem Reich von Taras Küche befüllten Essenstransportbehälter kommt einem unweigerlich der Film „Lunchbox“ (2013) von Ritesh Batra in den Sinn, der ebenfalls von einer sich anbahnenden Beziehung handelte. Während dort aber das Augenmerk mehr auf der Entwicklung von Anziehung gegenüber einer unbekannten Person lag, begleitet „Once again“ die beginnende und sich vertiefende Beziehung. Der Blick der Kamera in Augen (insbesondere jene von Tara) kommt dabei dem Versuch gleich, sich in die Gedankenwelt der Figuren hineinzubegeben und ihren Gefühlen auf die Spur zu kommen. Manches bleibt dabei freilich ungesagt. Die indische Film-, Theater und Fernsehschauspielerin Shefali Shah („Monsoon Wedding“) kennt man in Indien als Bollywoods „Sweatheart“, Neeraj Kabi ist ebenfalls Schauspieler sowie gelernter Tänzer (was er auch in „Once again“ tut) und bekannt für seine Rolle in Anand Ghandis preisgekröntem Film „Ship of Theseus“.
 
Musikalisch von subtiler indischer klassischer Musik untermalt (Talvin Singh), lässt sich Sethi Zeit, damit sich diese leise und mit atmosphärischen, oft melancholischen Stimmungen eines immer wieder nächtlich erleuchteten Mumbais bebilderte Midlife-Romanze vorsichtig entfalten und entwickeln kann. Dabei kommt den poetisch und sinnlich gefilmten Szenen in der Küche bei der Essenszubereitung eine ebenso große Aufmerksamkeit zu wie dem „cruisen“ im Luxusauto durch die belebten Straßen Mumbais oder dem Wehen eines Schals oder Tuchs im Wind. Spannung wird hier mitunter auch dann erzeugt, wenn einmal nichts zu passieren scheint. Wer bunten Bollywood-Kitsch erwartet, sitzt definitiv im falschen Film.
 
Thomas Volkmann