Passion Simple

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Es ist die Geschichte einer Frau, die einen Mann liebt, die ihm hörig ist, die auf ihn wartet, während er nur alle paar Wochen erscheint, da er ein anderes Leben in seiner Heimat Russland hat. Die Geschichte einer Liebe, die vor allem einseitig erscheint und von einem alles dominierenden Schmerz bestimmt ist.

Website: https://www.wildbunch-germany.de/

Frankreich 2020
Regie: Danielle Arbid
Buch: Danielle Arbid
Darsteller: Laetitia Dosch, Sergei Polunin, Lou-Teymour Thion
Länge: 99 Minuten
Verleih: Wild Bunch Germany, Vertrieb: Central
Kinostart: 9.12.2021

FILMKRITIK:

Helene (Laetitia Dosch) steht im Leben. Sie lehrt an der Universität, sie hat einen Sohn, sie hat Freunde. Was sie nicht hat, ist ein Mann, der sie liebt. Bis sie im Urlaub in Porto den russischen Diplomaten Alexander (Sergei Polunin) kennen lernt. Wieder zuhause trifft sie ihn immer wieder. Aber sie darf ihn nicht anrufen, sie darf ihm nicht schreiben. Er ist verheiratet und beruflich stark beansprucht. Wenn er sie sehen will, ruft er sie an. Dann lässt Helene alles stehen und liegen. Doch je länger dieser Zustand andauert, je weniger sie ihn sieht, desto mehr stellt sich die Frage, ob dies eine Liebe ist, die es wert ist, aufrechterhalten zu werden.

Die Autorin und Regisseurin Danielle Arbid hat mit „Passion Simple“ den Roman von Annie Ernaux adaptiert. Im Film lässt sich die Protagonistin nach einem Kinobesuch mal darüber aus, dass es im Kino immer Männerfantasien sind, die bedient werden. Das ist relativ am Anfang. Man denkt darüber nach, ob es bei „Passion Simple“ anders sein wird. Ob dieser Film einer Künstlerin eine Frauenfantasie bedient.

Am Ende lässt sich das nicht bejahen, da die Hauptfigur auf eine Art gezeichnet ist, die alles andere als ein Wunschzustand ist. Denn Helene benimmt sich im Grunde wie ein Teenager, der von der Liebe ganz und gar aufgefressen wird, der nur noch Augen für den Mann hat.

Das ist nur bedingt glaubwürdig. Weil die Protagonistin mit beiden Beinen im Leben steht. Sie hat alles, außer eines: Leidenschaft und Nähe. Die findet sie bei Alexander, aber auch nur in den wenigen Nächten, in denen die beiden sich vergnügen. Bei ihm hat man niemals das Gefühl, dass es um Liebe geht. Er behandelt Helene wie eine Geliebte, während sie in ihrer Liebe aufgeht, aber am ausgestreckten Arm verhungert. Und dennoch ist sie ihm fast hörig, reagiert auf jeden seiner Wünsche, schickt den Sohn zum Übernachten zu Freunden, nur um Zeit für Alexander zu haben.

Es ist das Gefühl von Leidenschaft, das Helene antreibt. Sie will begehrt werden, sie will sich lebendig spüren, sie will in der fleischlichen Lust aufgehen. Dass sie auch mehr will, ist die Crux dabei. Denn wie viele Geliebte eines verheirateten Mannes kriegt auch sie nicht, was sie sich erhofft. Eine Frauenfantasie bedient Danielle Arbid damit sicherlich nicht.

Peter Osteried