Stowaway

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Der Flug eines Raumschiffs zum Mars hat gerade begonnen, als man einen blinden Passagier an Bord findet. Das könnte der Stoff für einen nervenzehrenden Thriller sein, Autor und Regisseur Joe Penna macht daraus aber eher ein Drama vor klaustrophobischer Kulisse. Es gibt hier keinen Schurken, nur schlechte Situationen, in die die Hauptfiguren geraten. Das ist gut. Weniger gut: Ein richtiges Ende gibt es auch nicht. Dennoch: Stowaway“ ist ein technisch schönes, mit Elementen des Katstrophenfilms spielendes Weltraumdrama mit exzellenter Besetzung. Ein eher stiller und leiser Film, aber dem Thema und der Umgebung ist das mehr als angemessen.

Stowaway
USA 2021
Regie: Joe Penna
Buch: Joe Penna, Ryan Morrison
Darsteller: Anna Kendrick, Toni Collette, Daniel Dae Kim, Shamier Anderson
Länge: 116 Minuten
Verleih: Wild Bunch
Kinostart: 10. Juni 2021

FILMKRITIK:

Eine Mission zum Mars ist gestartet. Marina Barnett (Toni Collette) ist der Commander der Mission, Zoe Levenson (Anna Kendrick) und David Kim (Daniel Dae Kim) sind Spezialisten. Die Reise ist lange, mehr als zwei Jahre werden sie von zuhause weg sein. Kurz nach Start des Flugs finden sie an Bord einen blinden Passagier: Michael (Shamier Anderson) ist ein Ingenieur, der am Schiff arbeitete und bewusstlos wurde. Das Wiedererwachen im Weltraum ist für ihn traumatisch, aber irgendwie auch schön, ist dies doch eine Chance, die kaum jemand bekommt. Obwohl die Mission nur für drei Menschen ausgelegt ist, versucht man das Beste aus der neuen Situation zu machen. Doch dann wird klar, dass der Sauerstoff für vier Menschen nicht bis zum Mars reichen wird.

Für Joe Penna war „Stowaway“ an einem sehr frühen Punkt der Entwicklung nur ein Teil einer thematisch zusammenhängenden Trilogie. Denn schon sein vorheriger Film „Arctic“ hätte eigentlich auf dem Mars spielen sollen. Die Geschichte eines Mannes, der havariert und ums Überleben kämpft, wäre die Gleiche gewesen, nur günstiger umzusetzen war sie in der Arktis. Darum wurde dies kein Marsfilm, so dass „Stowaway“ nun gänzlich für sich steht.

Eine interessante und kluge Entscheidung ist es, hier nicht auf einen Thriller-Aspekt abzustellen. Penna weiß durchaus, dass der Zuschauer darauf wartet. Es gibt Momente, da fragt man sich, ob jemand zum Mörder werden wird. Aber Penna macht es weder den Figuren noch den Zuschauern so einfach. Vielmehr stellt er seine Protagonisten vor eine praktisch unlösbare Aufgabe, in der es auch um das Bewahren des eigenen Seelenheils geht.

Aber er hält ihnen auch immer wieder die Karotte vor, schürt Hoffnung, nur um sie sofort wieder wegzunehmen. Das führt zu einem Finale, das in seiner Entschiedenheit durchaus konsequent ist, das aber auch an einem Punkt endet, an dem eine der zentralen Fragen noch gar nicht geklärt ist. Es ist eine vielleicht auch fragwürdige Entscheidung, den Film an diesem Punkt enden zu lassen. Penna erklärte in Interviews, dass er eine gewisse Ambivalenz wollte, dass er inmitten der Trostlosigkeit einen Schimmer der Hoffnung wollte. Aber das Problem ist dabei, dass der wohl eher intendiert, als wirklich im Film spürbar ist. Denn so, wie Penna „Stowaway“ verlässt, drückt er sich auch um die Beantwortung einer der wichtigen Fragen, die den Film freilich noch düsterer hätte ausklingen lassen.

„Stowaway“ ist ein technisch schönes, mit Elementen des Katstrophenfilms spielendes Weltraumdrama mit exzellenter Besetzung. Ein eher stiller und leiser Film, aber dem Thema und der Umgebung ist das mehr als angemessen.

Peter Osteried