Ticket ins Paradies

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Etwas ruhig war es im Feld der romantischen Komödie in den letzten Jahren, nun verspricht Ol Parkers „Ticket ins Paradis“ Abhilfe. Mit George Clooney und Julia Rberts spielen zwei alte Hasen des Genres die Hauptrollen eines geschiedenen Paares, die im unwirklich paradiesischen Bali die Hochzeit ihrer Tochter verhindern wollen – und sich selbst neu verlieben.

Ticket to Paradise
USA 2022
Regie: Ol Parker
Buch: Ol Parker & Daniel Pipski
Darsteller: George Clooney, Julia Roberts, Kaitlyn Dever, Maxime Bouttier, Billie Lourd, Lucas Bravo

Länge: 104 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 15. September 2022

FILMKRITIK:

Vor 25 Jahren haben David (George Clooney) und Georgia (Julia Roberts) geheiratet, doch die Ehe hielt nur fünf Jahre und endete im Streit. Verbindendes Element des einstigen Paares ist einzig und allein die gemeinsame Tochter Lily (Kaitlyn Dever), die gerade ihren Uni-Abschluss hinter sich hat. Bevor sie ins Berufsleben einsteigen soll, steht eine Reise nach Bali an und dort passiert es: Der attraktive Indonesier Gede (Maxime Bouttier) fischt Lily im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Waser und schon ist es um Lily geschehen.

Die große Liebe glaubt Lily im Paradies gefunden zu haben, die Heirat wird geplant, eine spontane Entscheidung, die ihre Eltern nur zu gerne verhindern würden. Notgedrungen schließt das Ex-Paar Waffenstillstand, um das gemeinsame Ziel voranzutreiben, Lilys Ehe zu verhindern. Doch im malerischen Bali, wo Lily längst Teil einer großen Familie ist, die vom Seetang fischen lebt, stellen David und Georgia mit gewisser Überraschung fest, dass sie ein erstaunlich gutes Team sind.

Comedy of remarriage – Komödie der Wiederverheiratung oder der zweiten Chance. So hieß das Genre, das in den 30er Jahren mit Klassikern wie „Es geschah in einer Nacht“, „Sein Mädchen für besondere Fälle“ oder „Die Nacht vor der Hochzeit“ seinen Anfang nahm. Schauspieler wie Cary Grant, Katharine Hepburn oder James Stewart agierten mit halsbrecherischem Charme und überwanden am Ende alle Hindernisse, die einer erneuten Heirat im Wege standen. Ganz den klassischen Vorbildern folgt nun auch Ol Parker, Autor und Regisseur von „Mamma Mia! Here we go Again.“ Das Muster der Erzählung ist dabei fast bis ins Detail vorgegeben: Anfangs wird überdeutlich gezeigt, dass sich zwei Menschen ganz und gar nicht ausstehen können, das sie scheinbar nichts verbindet und eine gemeinsame Zukunft das letzte ist, das sie sich vorstellen können.

Die äußeren Umstände zwingen die beiden so gegensätzlichen Personen jedoch dazu, Zeit miteinander zu verbringen und bald erweist sich, dass sich Gegensätze anziehen. So geschieht es auch in „Ticket ins Paradies“, der in seinen besten Momenten ganz bewusst ausstellt, wie offensichtlich sein erzählerisches Konstrukt, wie absurd das ganze Setting ist. Unwirklich schön ist die abgelegene Insel auf der Lily und Gede leben, von der Realität Indonesiens mit seinen über 270 Millionen Einwohner und der überbevölkerten Hauptstadt, dem Moloch Jakarta, ist hier nichts zu spüren. Bukolisch läuft das Leben ab, der Beruf des Seetangfischers hat Gede und seine Familie absurd reich gemacht, so dass er nicht wie ein Fremder, gar ein Ausländer wirkt, sondern wie ein lässiger Aussteiger.

So erweisen sich die Bemühungen von David und Georgia, die Hochzeit ihrer Tochter zu torpedieren, schnell als Rohrkrepierer, zumal Ol Parkers und Daniel Pipskis Drehbuch wenig mehr versucht, als seine Hauptdarsteller in bestem Licht erscheinen zu lassen. Und so funktioniert „Ticket ins Paradies“ dann auch in erster Linie als Star-Vehikel, das dem geneigten Publikum 100 Minuten Zeit gibt, die alternden Superstars George Clooney und Julia Roberts beim sie selbst sein zu beobachten. Originell oder gar überraschend ist das zwar in keinem Moment, aber leidlich unterhaltsam.

 

Michael Meyns