Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen

(Wallace & Gromit: The Curse of the Were-rabbit)
Regie: Nick Park, Steve Box
Drehbuch: Steve Box, Bob Baker, Mark Burton, Nick Park
Musik: Julian Nott
Mit den Stimmen von: Ralph Fiennes, Helena Bonham Carter, Peter Sallis, Peter Kay, Liz Smith
Großbritannien 2005, 85 Minuten, Format 1:1,85
Kinostart: 13. Oktober
Verleih: UIP

Nach drei großartigen Kurzfilmen ist es nun endlich soweit: Aardman Animation legt den ersten abendfüllenden Spielfilm mit den beliebten Knetgummifiguren vor. Ganz schafft es der Film zwar nicht eine Handlung zu entwickeln, die über die Spielfilmlänge trägt, doch trotz mancher inhaltlichen Mängel, bleiben Wallace & Gromit ein hinreißendes Leinwandduo, dem man gerne bei ihren absurden Abenteuern zusieht.

Zehn Jahre sind seit dem letzten Wallace & Gromit Kurzflim A Close Shave vergangen, oft war der Langfilm angekündigt und wurde immer wieder verschoben. Zwischendurch verkürzten Nick Park und sein Team mit Chicken Run – Hennen Rennen die Wartezeit, der zeigte, das Knetfiguren auch im langen Format überzeugen können. Die vier Drehbuchautoren, die nun im Vorspann des Wallace & Gromit-Langfilms genannt werden, deuten jedoch bereits das entscheidende Problem an: Eine Geschichte die bislang nie länger als 30 Minuten in Anspruch nahm, auf Spielfilmlänge auszudehnen.
Genauer betrachtet sind es zwei Aspekte, die die Kurzfilme zum Erfolg machten: Das für allerlei absurde Momente gute Zusammentreffen eines etwas vertrottelten Menschen und seines offenbar viel intelligenteren Hundes, sowie den absurd komplizierten Erfindungen, mit denen Wallace versucht sein Leben leichter zu machen. Nur, wie weit kann man eine Beziehung zwischen Mensch und Hund entwickeln, zumal der Hund natürlich kein Wort spricht? Viele der Szenen aus dem Langfilm sind wenig mehr als Variationen ähnlicher Momente aus den Kurzfilmen: Das automatisierte Aufstehen und Frühstückmachen, die verzweifelten Blicke Gromits direkt in die Kamera, wenn Wallace mal wieder ins Fettnäppchen getreten ist, die Suche nach Käse und Kräckern. Das ist alles nett und amüsant, aber nichts Neues.

Die eigentliche Handlung wiederum erreicht nicht ganz das Niveau von The Wrong Trousers oder A Close Shave, die beide mit dem Oscar ausgezeichnet wurden. Wallace & Gromit sind in das Sicherheitsgeschäft eingetreten und beschützen die Gärten der Nachbarschaft vor ungebetenen Gästen, insbesondere Kaninchen. Dummerweise vermehren sich die Kaninchen mit rasender Geschwindigkeit, so dass Wallace dem überhand nehmenden Problem mit einer seiner Erfindungen zu Leibe rücken will: Mit Hilfe einer Art Gedankenübertragungsmaschine will er die Kaninchen in genügsame Kreaturen verwandeln und bewirkt, ganz nach Frankenstein-Manier, das genaue Gegenteil. Ein Riesenkaninchen ist geboren, in dem sich Bezüge an King Kong, Frankensteins Monster und natürlich dem – zumindest im Original – titelgebenden Werewolf/ Were-rabbit finden lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass Wallace eine zarte Romanze mit der wohlhabenden Lady Tottington beginnt, die, wie andere Nachbarn und auch Gromit, mit der Züchtung von besonders prächtigem Gemüse beschäftigt ist, das bei einem nahenden Wettbewerb präsentiert werden soll.

Das ist alles sehr liebevoll animiert, voller kleiner Gags und witziger Szenen, besonders die Hasen sorgen für viel Spaß, ganz große Begeisterung kann der Film dennoch nicht entfachen. Während etwa Chicken Run mit seinen wild gewordenen Hennen zum einen originelle neue Figuren präsentierte, darüber hinaus mit dem Gefängnisausbruchsfilm ein bewährtes Genre gekonnt variierte, ist beim Wallace & Gromit-Film sowohl die Abnutzungserscheinung der Figuren hoch, als auch die Geschichte kaum substanzieller als bei den Kurzfilmen. Und diese haben die Messlatte derart hoch gelegt, dass selbst ein guter Wallace & Gromit- Film die Erwartungen eben nur gerade so erfüllt.

Michael Meyns