Max – Bester Freund. Held. Retter

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Mit der Romanadaption „Gefährten“ setzte Steven Spielberg den Kriegspferden des Ersten Weltkriegs ein Kinodenkmal. Das Abenteuerdrama „Max“ von Regisseur Boaz Yakin ist nun den US-Militärhunden gewidmet, die in Kriegsgebieten als Wach- und Spürhunde zum Einsatz kommen. Der titelgebende Schäferhund Max kehrt traumatisiert aus dem Afghanistankrieg zurück und lernt den kleinen Bruder seines gefallenen Trainers trennen. Nach anfänglichen Berührungsängsten bauen der Teenager und der Vierbeiner eine große Freundschaft auf – und kommen einem Waffenschieber auf die Spur. In vielen Punkten wandelt „Max“ auf den Pfaden der ungezählten filmischen Vorgänger, die eine Freundschaft zwischen Tier und Mensch darstellen. Einen eigenen Tonfall bekommt das Jugendabenteuer allerdings durch das Kriegsthema, das in einem explosiven Finale mündet.

Webseite: http://max-themovie.com

OT: Max
USA 2015
Regie: Boaz Yakin
Darsteller: Thomas Haden Church, Jay Hernandez, Lauren Graham, Robbie Amell, Josh Wiggins
Länge: 111 Min.
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 01.10.2015
 

FILMKRITIK:

Während der 14-jährige Justin (Josh Wiggins) zu Hause auf seiner Konsole Krieg spielt, dient sein älterer Bruder Kyle (Robbie Amell) als Marine im echten Afghanistankrieg. Zur Seite steht ihm der belgische Schäferhund Max, der Minen und andere Gefahren frühzeitig erschnüffelt. Als Max und sein Herrchen in einen Hinterhalt geraten, kommt Kyle bei einer Explosion ums Leben. Der vom Tod seines Trainers verstörte Max fristet fortan ein scheues Dasein in einer Militärbasis in den USA, bis Kyles trauernde Familie den ausrangierten Minenspürhund in ihre Obhut nimmt. Anfangs fremdelt Justin mit Max, doch bald öffnet ihm die gleichaltrige und sehr schlagfertige Mexikanerin Carmen (Mia Xitlali) die Augen für Max' Intelligenz und Treue, die schon sein Bruder zu schätzen wusste. Als Justin einem Waffenschieber auf die Schliche kommt, der ein Freund und Kriegskamerad seines Bruders war, geraten der Junge und sein vierbeiniger Gefährte in Lebensgefahr.
 
Jugend- und Abenteuerfilme mit tierischen Begleitern gibt es viele, weswegen die Freundschaft zwischen dem Schäferhund Max und dem Teenager Justin zunächst keine großen Innovationen bietet. Was „Max“ von anderen Genrevertretern ähnlicher Machart unterscheidet, ist der patriotische Anstrich der Geschichte, die traumatische Kriegserfahrungen in den Mittelpunkt stellt. So ist schon die Kriegsszene vom Anfang reichlich ungewöhnlich für ein Jugendabenteuer. Im weiteren Fortgang fallen etliche US-Flaggen ins Auge. Eine davon weht über der Haustür von Justins Familie, was nicht verwundert, da der strenge Vater (Thomas Haden Church) des Jungen als Soldat im Irakkrieg kämpfte. Die Annäherung zwischen Justin und seinem alten Herrn geht daher mit einem klischeehaften Männergespräch einher, in dem sich der Veteran nach Jahren des Schweigens eine traumatische Kriegserfahrung von der Seele redet. Das Finale schließt den Bogen zur Kriegsszenerie vom Anfang und fällt unerwartet actionreich aus. Hier setzt der im Actionfach erfahrene Boaz Yakin („Safe – Todsicher“) quasi auf der Zielgeraden doch noch eigene Akzente. Während Justin mit seinem Mountainbike querfeldein durch den Wald pest, um seinen wenig zimperlichen Verfolgern zu entwischen, kämpft Max gegen einen biestigen Rottweiler – und natürlich mischt auch Justins Vater tatkräftig mit.
 
Die Beziehung zwischen Max und Justin entwickelt Regisseur und Co-Drehbuchautor Boaz Yakin leider etwas sprunghaft, weswegen das starke emotionale Band zwischen dem Jungen und dem Hund etwas behauptet wirkt. Bei den menschlichen Figuren steht die Beziehung zwischen Justin und seinem Vater im Zentrum, den Thomas Haden Church („Sideways“) als harten Knochen spielt, der nicht mit der Trauer und Wut seines Sohns umgehen kann. Die aus der Sitcom „Gilmore Girls“ bekannte Lauren Graham bleibt als gute Seele der Familie hingegen im Hintergrund, während die taffe Carmen und Justins Kumpel Chuy (Dejon LaQuake) vornehmlich eine Funktion als Sidekicks erfüllen.
 
Die Kinomagie vergleichbarer Jugendfilme wie „Free Willy“ oder „Der Fuchs und das Mädchen“ geht dem dramatisch-actionreichen „Max“ zwar größtenteils ab. Doch mit der stets präsenten Kriegsthematik und der ungewöhnlichen Handfestigkeit der Gefahr, in die Justin und Max geraten, findet der Jugendfilm dennoch einen eigenen Zugang zur Freundschaft zwischen Tier und Mensch. Löblich ist zudem der Ansatz, in anrührender Weise auf das Schicksal der Militärhunde aufmerksam zu machen, die in Kriegsgebieten auf der ganzen Welt ihr Leben lassen.
 
Christian Horn