Jagdsaison

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In der deutschen Komödie geht es gerne um Beziehungen. Männlein und Weiblein, aber auch Ex-Frau mit neuer, jüngerer Frau des Ex-Manns. In der Regel mögen sich die nicht, für eine von beiden gilt das auch in „Jagdsaison“, aber man muss sich ja zum Wohl des Kindes näherkommen, auch wenn die Hauptfigur das gar nicht will. Aber ein Mädels-Trip übers Wochenende, das könnte es ja richten. Natürlich mit allerhand peinlichen Situationen und Fettnäpfchen.

Webseite: https://tobis.de/titel/jagdsaison

Deutschland 2022
Regie: Aron Lehmann
Buch: Aron Lehmann, Lea Schmidbauer, Rosalie Thomass
Darsteller: Rosalie Thomass, Marie Burchard, August Wittgenstein, Almila Bagriacik, Thorsten Merten

Länge: 91 Minuten
Verleih: TOBIS Film
Kinostart: 18. August 2022

FILMKRITIK:

Eva (Rosalie Thomass) lebt von ihrem Mann getrennt. Der hat mit Bella (Almila Bagriacik) jetzt eine jüngere Frau, die sich auch super mit Evas Tochter versteht. Eva fürchtet darum, schon bald ausgebootet zu werden, und behandelt Bella entsprechend schlecht. Marlene (Marie Burchard) ist mit beiden befreundet und möchte, dass die Zwei endlich das Kriegsbeil begraben. Im Wellness-Hotel will Marlene einen Liebhaber treffen, was Eva gar nicht gefällt. Eigentlich fährt sie auch nur hin, um irgendwie zu verhindern, dass Marlene ihren Mann betrügt. Aber das Wellness-Wochenende mit Whirlpool, Sauna und Intim-Waxing hält allerhand Fettnäpfchen für Eva bereit.

Nach „Das schönste Mädchen der Welt“ präsentiert Aron Lehmann seine neue Komödie, die zwar nicht frei von Konventionen des Genres, aber zumindest locker-unterhaltsam erzählt ist. Die Fettnäpfchen und Peinlichkeiten, die der Film vor allem für Eva bereithält, sind zwar meist weit unter der Gürtellinie, aber das hat vor Jahrzehnten ja auch schon mit Jim in den „American Pie“-Filmen funktioniert. Rosalie Thomass schlägt sich da echt gut. Der entgeisterte Gesichtsausdruck, abgelöst von purer Scham, wenn wieder etwas nicht so läuft, wie gedacht, ist schon die halbe Miete von „Jagdsaison“.

Der Film hat naturbedingt eine eher episodische Struktur, wenn die drei Frauen von einem Erlebnis ins nächste stolpern, und dabei auch noch ein bisschen Romantik in spe betrieben wird, denn Eva lernt einen Clown kennen, der ihr immer wieder über den Weg läuft. Irgendwie können sie sich nicht ausstehen, aber dann knistert es halt doch – nichts anderes erwartet man. Inklusive ein paar Sprüchen aus der Männerecke, die schnell als Witz deklariert werden, aber in heutig-sensibler Zeit dann doch etwas fehl am Platz sind.

Den größten Unterhaltungswert bietet der Film, wenn Eva und Bella sich einen mal mehr, mal minder passiv-aggressiven Zickenkrieg liefern, und sich dann doch zusammenraufen. Das kennt man aus typischen Buddy-Komödien, in denen ungleiche Partner zusammen etwas machen müssen, sich nicht ausstehen können und dann doch schätzen.

Neu erfindet „Jagdsaison“ das Rad nicht, Aron Lehmann präsentiert aber einen vergnüglichen Film, der sein ernstes Thema – eine Mutter fürchtet, im Leben ihrer Tochter unbedeutender zu werden – aber mit viel Esprit aufgreift und zu locker-leichtem Entertainment macht.

 

Peter Osteried