Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!

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In der zwischen Remake und Neufassung angesiedelten 2019er Adaption des DDR-Klassikers „Alfons Zitterbacke“ schlüpfte Tilman Döbler in die Titelrolle. Auf „Das Chaos ist zurück“ folgt nun die Fortsetzung „Endlich Klassenfahrt!“ mit dem älteren Luis Vorbach („Das perfekte Geheimnis“) als Alfons. Die Umbesetzung gibt die Ausrichtung des abermals von Mark Schlichter inszenierten Sequels vor, das den Schüler Zitterbacke in der Pubertät zeigt – eine Steilvorlage für peinliche Situationen, in die sich der Junge immer wieder verstrickt.

Deutschland 2022
Regie: Mark Schlichter
Drehbuch: John Chambers, Mark Schlichter
Darsteller: Luis Vorbach, Leopold Ferdinand Schill, Lisa Moell, Leni Deschner, Ron Antony Renzenbrink, Alexandra Maria Lara, Sam Riley, Thorsten Merten, Haley Luise Jones, Anna Thalbach

Laufzeit: 92 Min.
Verleih: X Verleih
Kinostart: 7. Juli 2022

FILMKRITIK:

Seinem Ruf als Pechvogel macht Alfons Zitterbacke vom Fleck weg alle Ehre: Vor der Klassenfahrt an die Ostsee verschläft er, noch dazu tritt der Schüler die Fahrt versehentlich mit dem Reisekoffer seiner Mutter an. Dabei wollte der Tagträumer, der sich seit neustem für Mädchen begeistert, seiner neuen Mitschülerin Leonie imponieren. In Frauenjeans und den kindlichen Shirts seines Kumpels Benni ist das umso pikanter. Noch dazu zieht der miese Nico Alfons in eine dümmliche Wette um Leonies Zuneigung.

Wie der direkte Vorgänger, der in kurzen Rückblenden anklingt, ist „Alfons Zitterbacke 2“ episodisch aufgebaut. Im Mittelpunkt stehen chaotische Verkettungen: Kakerlaken im Landschulheim, eine Essensschlacht oder ein umgekipptes Dixi-Klo sorgen für eine hohe Dichte an Gags. Von der erzählerisch isolierten Slapstick-Aufregung wird sich am Lagerfeuer erholt, wo dem unbedarften Alfons entgeht, dass Leonie offensichtlich von ihm angetan ist. Einer der wenigen Abschnitte mit handfesten narrativen Folgen ist eine Klettertour im Harz, die Alfons mit seiner Höhenangst konfrontiert.

Mit inszenatorischen Gimmicks ist der Film klar auf Unterhaltung gebürstet. Hier spritzt der Inhalt eines Pickels auf die Kameralinse, dort peppen Zeitraffer und Musikmontagen das Geschehen auf. Die schlichten Charaktere sind derweil oft nur mit ein oder zwei Eigenschaften ausgestattet. Allein der garstige Nico, der letztlich nur lieb gehabt werden will, macht eine Wandlung durch. Was die Charakterzeichnung misst, gleicht das Ensemble mit purer Spielfreude aus. Auch die Erwachsenenrollen wurden mit Routiniers wie Thorsten Merten, Alexandra Maria Lara und Anna Thalbach markant besetzt.

„Ihr habt nichts verpasst, ein Film mit Pferden und viel Gefühl,“ kommentiert ein Mitschüler einen Kinobesuch der Klasse. Auch „Alfons Zitterbacke 2“ ist kein Film, den man unbedingt sehen muss, aber immerhin sympathische Zerstreuung für ein junges Publikum.

 

Christian Horn