Catweazle

Zum Vergrößern klicken

Für sein neuestes Projekt hat Otto Waalkes sich etwas ausgesucht, das er selbst vor gut 50 Jahren wohl selbst gerne gesehen hat: eine Adaption der britischen Serie „Catweazle“. In der verschlägt es einen Magier aus dem Mittelalter in die Moderne, die für ihn wie reinste Magie anmutet. Die Serie war in den 1970er Jahren so etwas wie ein Straßenfeger, heutzutage werden wohl eher wenige damit vertraut sein. Das erlaubt es Otto, sich Catweazle zu eigen zu machen – und das durchaus mit Erfolg.

Website: https://tobis.de/film/catweazle

Catweazle
Deutschland 2021
Regie: Sven Unterwaldt
Buch: Claudius Pläging, Otto Waalkes, Bernd Eilert
Darsteller: Otto Waalkes, Henning Baum, Julius Weckauf, Katja Riemann
Länge: 96 Minuten
Verleih: Tobis Film
Kinostart: 1. Juli 2021

FILMKRITIK:

Im Jahr 1020 soll der Magier Catweazle dem Fürsten seine große Kunst darbieten, aber eigentlich kann der alte Kauz nicht viel. Als es dem Fürsten zu bunt wird, flieht Catweazle – und tatsächlich gelingt ihm mal ein Zaubertrick. Der verschlägt ihn jedoch tausend Jahre in die Zukunft, wo er sogleich seinen Zauberstab verliert. Der wird von dem Jungen Benny gefunden, aber als er ihn zurückgeben will, ist es dafür zu spät. Das gute Stück hat schon den Weg ins Museum gefunden. Und nicht nur das. Hinter ihm her ist auch eine skrupellose Verkäuferin, die die Antiquität gewinnbringend losschlagen will. Catweazle und Benny müssen den Zauberstab zurückholen, da der Magier nur mit ihm in seine eigene Zeit zurückreisen kann.

Die von Richard Carpenter entwickelte Serie lief von 1970 bis 1971 mit zwei Staffeln. Die Hauptrolle spielte damals Geoffrey Bayldon. Otto versucht sich nicht an einer Kopie von Bayldons Figur, sondern macht sich Catweazle zu eigen. Rein optisch erinnert er an ihn, aufgepeppt ist die Figur jedoch mit den üblichen Blödeleien, die man von einer Otto-Figur eben erwartet. Man hat hier also die wirklich kuriose Seltenheit einer Kombination aus britischem und deutschem Humor. Zwei Dinge, die eigentlich nicht zusammenpassen sollten. Ist der eine doch weltweit beliebt, der andere als altbacken verschrien. Aber es funktioniert, und das sogar auf sehr vergnügliche Art und Weise.

Das Prinzip des Fischs auf dem Trockenen wird hier sehr schön auf die Spitze getrieben. Catweazles Begegnungen mit der modernen Welt sind amüsant. Es ist fast schon erstaunlich, wie viel Komik man aus etwas so Simplem wie einem Lichtschalter generieren kann. Das Skript ist stimmig, wobei es sicher gut war, dass Otto, der selbst daran Hand anlegte, nicht nur mit seinem langjährigen Gag-Schreiber Bernd Eilert, der auch die Drehbücher aller „Otto“-Filme verfasste, zusammenarbeitete, sondern mit Claudius Pläging („Der Vorname“) jemanden an Bord holte, der auch feinsinniger sein kann. Der Humor geht dennoch stark in Richtung Slapstick, es gibt jedoch auch die Momente, die deutlich skurriler sind. Bestes Beispiel ist die Szene, in der Catweazle glaubt, seine getreue Kröte bestatten zu müssen.

„Catweazle“ ist in erster Linie ein Film für Kinder, in zweiter für die ganze Familie, denn jeder findet hier etwas, das amüsant ist. Otto hat mit dem Part des Catweazle die perfekte Altersrolle für sich entdeckt. Eine, in der er seine ganz eigene Art des Humors einbringen kann, die davon aber auch profitiert. Wichtiger noch: Eine, die durchaus auch das Potenzial für weitere Filme hat.

Peter Osteried