Haus der Stille

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Mit überschaubarem Budget gestaltet, präsentiert sich „Haus der Stille“ als interessanter Psychothriller, der vor allem von der Stimmung lebt, die rund um dieses Haus der Einsamkeit eingefangen wird. In dieses zieht eine Schriftstellerin, um ihren neuen Roman zu schreiben, mit denen sie auch Traumata der Vergangenheit bewältigen will. Aber sie hat das Gefühl, dass sie jemand beobachtet. Damit spielt Autorin und Regisseurin Simone Geißler, da nie klar ist, was wahr und was eingebildet ist.

Webseite: https://ucm.one/de/haus-der-stille/

Deutschland 2023
Regie: Simone Geißler
Buch: Simone Geißler
Darsteller: Julia Dordel, Cosma Dujat, Simone Geißler

Länge: 84 Minuten
Verleih: UCM.ONE
Kinostart: 7. Dezember 2023

FILMKRITIK:

Sorel zieht sich in ein abgelegenes Haus in der Lüneburger Heide zurück. Dort will sie ihren neuen Roman schreiben, mit dem sie auch die Traumata ihrer eigenen Vergangenheit ausmerzen will. Sie kommt aus einer toxischen Beziehung und fühlt sich in dem Haus zusehends verfolgt und beobachtet. Aber sie tut das ab. Ist es Einbildung, ist es der Alkohol, den sie reichlich zu sich nimmt oder ist gar etwas da draußen, rund um das Haus, das sie wirklich beobachtet?

Simone Geißler schrieb nicht nur und führte Regie, sondern spielt auch die Hauptrolle. Allen drei Disziplinen wird sie gerecht, auch wenn die Geschichte noch am Ehesten mit Problemen zu kämpfen hat. Denn einerseits ist fragwürdig, ob sich jemand wie Sorel in die Einsamkeit zurückziehen würde, und wenn doch, wieso sie in diesem Haus der Stille bleibt, obwohl sie schon ein unangenehmes Gefühl hat. Was hätte sie davon abgehalten, nach Hause zu fahren?

Der Film lebt von einer bedrohlichen Stimmung, auch wenn sich diese nicht manifestiert. Es ist die Einsamkeit, die bedrückend wirkt – auf die Hauptfigur, aber auch auf das Publikum. Nur langsam enthüllt Geißler das Ausmaß ihrer Geschichte. Rückblicke zeigen Sorel in einer Beziehung zu einem Mann, der sie einschüchtert, demütigt, körperlich angreift. Diesem Leben ist sie entkommen, aber im Versuch, damit abzuschließen, treten die Traumata der Vergangenheit mit umso größerer Wucht zu tage.

„Haus der Stille“ lebt von der Subtilität, von dem, was zwischen den Zeilen gesagt wird und das sich der Zuschauer selbst erarbeiten muss. Das ist die Stärke des Films: Dass er nicht alles bis ins letzte Detail erklärt. Zum Ende hin wird das dann vielleicht etwas überdramatisch, weniger wäre hier durchaus mehr gewesen, aber letztlich ist „Das Haus der Stille“ ein Film, der die gute Absicht – das Aufmerksam machen toxischer Beziehungen – unter absoluter Übertreibung verbirgt. Das Ende, es mag nicht so recht zum restlichen Film passen.

 

Peter Osteried