Vier Wände für Zwei

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Es ist die Geschichte zweier Freundinnen, die Bernabé Rico hier erzählt. Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die 74-jährige Lola auf der einen Seite, die 39-jährige für eine Versicherung arbeitende Sara auf der anderen. Was sie verbindet? Sara kauft Lolas Wohnung zu einem günstigen Preis, aber nutzen wird sie sie erst können, wenn Lola gestorben ist. Aber wie rüstig ist die Dame eigentlich? Die Prämisse nutzt Rico für feinfühligen Humor, einen Hauch von echtem Drama, und einem lebensbejahenden Gefühl, das den Zuschauer verzaubert.

Website: https://www.24-bilder.de/filmdetail.php?id=905

El inconveniente
Spanien 2020
Regie: Bernabé Rico
Buch: Juan Carlos Rubio, Bernabé Rico
Darsteller: Juana Acosta, Kiti Mánver, Carlos Areces, José Sacristán

Länge: 94 Minuten
Verleih: 24 Bilder
Kinostart: 7. Juli 2022

FILMKRITIK:

Sara ist 39 Jahre alt, arbeitet für eine Versicherung, weiß nicht, ob sie mit ihrem Freund zusammenbleiben will und sieht sich die Wohnung von Lola an. Die wird zu einem Spottpreis angeboten, aber es gibt einen Haken. Eine Unannehmlichkeit, wie der Makler sagt. Lola selbst. Denn der Preis ist nur deswegen so günstig, weil Lola noch in ihrer Wohnung bleiben wird. Erst, wenn sie stirbt, kann Sara sie wirklich nutzen. Darf man in der Situation auf den Tod eines Menschen hoffen? Eine Frage, die Sara durch den Kopf geht, während sie Lola immer häufiger sieht und sich eine unwahrscheinliche Freundschaft entwickelt.

Der Film basiert auf dem Bühnenstück „Hundert Quadratmeter“, das in Sevilla debütierte, aber auch in deutschen Theatern gezeigt wurde. Für den Schauspieler und Autor Bernabé Rico war es der ideale Stoff, um daraus einen Film zu machen. „Es gibt ein Sprichwort“, sagt Rico, „dass man das Paradies erst dann erkennt, wenn man es verliert.“ Das beschreibt „Vier Wände für Zwei“ ganz gut, denn diese Erfahrung muss die junge Hauptfigur durchmachen. Ihr Leben ist durchgeplant, aber nichts läuft so, wie sie es sich erhofft hat. Als sie das Lola erklärt, nutzt sie ein Zitat, das sie John Lennon zurechnet, aber eigentlich auf ein altes jiddisches Sprichwort zurückgeht. Der Mensch schmiedet Pläne, und Gott lacht. Weil nichts jemals so läuft, wie man es sich erhofft. Aber aus den dann nicht zu erwartenden Situationen kann auch etwas Wundervolles entstehen – so wie die Freundschaft dieser beiden Frauen.

„Vier Wände für Zwei“ ist in erster Linie eine sanftmütige Komödie, die ihren Humor aus dem Kontrast der beiden Protagonistinnen bezieht – und das nicht nur aus dem Alter der beiden. Sie sind auch sehr unterschiedlich. Lola etwas kratzbürstig und mit dem Schelm im Nacken, Sara immer etwas steif. Wie sie sich zusammenraufen, ist herzallerliebst. Der Running Gag, den Makler später in jeder Menge anderer Berufe wiederzutreffen, weil er einfach nicht besonders gut ist, auch köstlich.

Der Film ist von immenser Positivität. Er zelebriert das Leben, die Liebe und die Freundschaft, das, was wirklich zählt. Letztlich sind es die kleinen Dinge, an die man sich erinnert, und die Erlebnisse mit jenen, die einem lieb sind, die einen reich machen. Ein Film, der das verstanden hat und den Zuschauer mit einem Gefühl der Glückseligkeit entlässt.

Peter Osteried